Subjektive Gedächtnisbeeinträchtigungen in der Früherkennung von Demenzen: Beziehung zur Akzeptanz der Lumbalpunktion bei Patienten einer Gedächtnissprechstunde

Author:

Cabanel Nicole1,Speier Christa2,Franz Michael3,Müller Matthias J.4,Kundermann Bernd1

Affiliation:

1. Vitos Klinikum Gießen-Marburg, Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen; Fachbereich Medizin, Philipps-Universität Marburg

2. Vitos Klinikum Gießen-Marburg, Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen

3. Vitos Klinikum Gießen-Marburg, Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen; Fachbereich Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen

4. Oberberggruppe, Berlin; Fachbereich Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund In Gedächtnissprechstunden kommt der biomarkergestützten Diagnostik eine zunehmend wichtige Rolle in Früherkennung und Differentialdiagnose von Demenzen zu, wenngleich deren Akzeptanz bei Patienten vergleichsweise niedrig ist. Ziel der Arbeit Es wurde untersucht, ob soziodemographische und klinische Variablen von Patienten einer Gedächtnissprechstunde mit der Adhärenz zur Lumbalpunktion (LP) assoziiert sind. Von besonderem Interesse war die vom Patienten selbst wahrgenommene Verschlechterung des Gedächtnisses (subjektive Gedächtnisbeeinträchtigung, SGB) mit hierauf gerichteter Besorgnis, die einen Einfluss auf die Entscheidung für eine LP ausüben könnte. Methode Konsekutive Patienten wurden einer tagesklinischen Abklärung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zugeführt, um ein an der S3-Leitlinie „Demenzen“ angelehntes diagnostisches Vorgehen inkl. Angebot einer LP umzusetzen. Es wurde Depressivität, Angst, neurokognitive Leistung und der Demenzschweregrad (Clinical Dementia Rating, CDR) erhoben. Ebenso wurden die Patienten zu selbst wahrgenommenen Gedächtnisverschlechterungen interviewt und auf dieser Grundlage – unabhängig ihrer neuropsychologischen Befunde – drei Gruppen zugeordnet: keine SGB, SGB ohne Besorgnis oder SGB mit Besorgnis. Ergebnisse Von 44 Patienten (73,8 ± 8,3 Jahre; 27 w/17 m; CDR < 1: n = 16, CDR = 1: n = 28) zeigten 29 SGB mit Besorgnis. Sie waren tendenziell jünger und hatten einen höheren Bildungsstatus als Patienten ohne SGB (n = 7) und Patienten mit SGB ohne Besorgnis (n = 8). Patienten ohne SGB hatten häufiger ein Demenzsyndrom. Zur LP einwilligende Patienten (n = 23) waren – gegenüber 17 ablehnenden Patienten (4 Patienten wurden aufgrund medizinischer Kontraindikation für unmittelbare LP ausgeschlossen) – tendenziell häufiger männlichen Geschlechts, zeigten signifikant häufiger SGB mit Besorgnis und geringere Leistungen in deklarativen Gedächtnisaufgaben. In einer binär-logistischen Regressionsanalyse verblieben männliches Geschlecht und SGB mit Besorgnis wie auch verminderte Gedächtnisleistungen als bedeutsame Prädiktoren für die Einwilligung zu einer LP. Schlussfolgerung Die Studie deutet darauf hin, dass Patientencharakteristika einer subjektiven – mit Besorgnis einhergehenden – und objektiven Gedächtnisbeeinträchtigung sowie auch das Geschlecht die Einwilligung zu einer invasiven und im Allgemeinen weniger akzeptierten biomarkergestützten Diagnostik wie der LP mitbedingen.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Psychiatry and Mental health,Clinical Neurology,Neurology

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1. Schlaf bei Patienten einer Gedächtnissprechstunde;Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie;2021-10-05

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