Affiliation:
1. Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Angesichts seiner mannigfaltigen physiologischen Wirkungen wird Sport in der Literatur zunehmend als „Polypille“ bezeichnet. Sport gleiche demnach einem pleiotrop wirksamen Medikament. Die Sportwissenschaft kritisiert diese eher klinische Sichtweise als zu einseitig und warnt vor einer Medikalisierung des Sports.
Methode Der vorliegende Beitrag greift diesen Einwand auf und fasst die biopsychosozialen Wirkungen des Sports zusammen. Besondere Beachtung finden dabei die psychischen und sozialen Wirkungen sportlicher Aktivität. Die Überlegungen münden in einem konzeptionellen Modellentwurf, dem Polypill-Modell des Sports.
Ergebnisse Der Sport wird zunächst in seine Organisationsformen differenziert. Anschließend werden die individuellen Wirkungen sportlicher Aktivität auf körperliche, psychische und soziale Ressourcen beschrieben: Diese erstrecken sich auf motorische, also konditionelle und koordinative, Fähigkeiten, auf kognitive, emotionale und motivationale Aspekte sowie auf selbstbezogene und fremdbezogene Sozialkompetenzen. Wenngleich – insbesondere regelmäßiger – Sport körperliche, psychische und soziale Ressourcen zu stärken vermag, bergen beispielsweise unphysiologische Belastungen, mangelhafte Betreuung und normative Strukturen dennoch stets ein individuelles latentes Schädigungspotenzial. Darüber hinaus werden die sportspezifischen Sozialisations- und Enkulturationsprozesse unter den Begriffen „Sozialisation in den Sport“, „Sozialisation im Sport“ und „Sozialisation durch den Sport“ in das Modell integriert. So können viele im Sport erlernte – insbesondere psychische und soziale – Kompetenzen auch für andere Lebensbereiche von Bedeutung sein.
Schlussfolgerungen Unter dem Begriff der Polypille werden neben körperlichen auch psychische und soziale Wirkungen des Sports systematisiert. Das hier vorgeschlagene Polypill-Modell des Sports kann in der universitären und außeruniversitären Lehre ebenso eingesetzt werden wie in der konkreten Studien- und Trainingsplanung.
Reference41 articles.
1. Exercise is the Real Polypill;C Fiuza-Luces;Physiology,2013
2. Exercise acts as a drug; the pharmacological benefits of exercise;J Vina;Brit J Pharmacol,2012
3. Kardiovaskuläre Prävention und regelmäßige körperliche Aktivität. Bewegung und Training als wahre „polypill“;H Löllgen;Herz,2016
4. A systematic review of the psychological and social benefits of participation in sport for children and adolescents: informing development of a conceptual model of health through sport;R Eime;Int J Behav Nutr Phys Act,2013
Cited by
4 articles.
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