Affiliation:
1. Institut für Transfusionsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck
Abstract
ZusammenfassungDie transfusionsassoziierte Graft-versus-Host-Erkrankung (ta-GvHD) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Nebenwirkung der Transfusion zellulärer Blutprodukte, die durch restliche Lymphozyten des Blutspenders hervorgerufen wird. Risikofaktoren für eine ta-GvHD sind eine geschwächte T-zelluläre Abwehr des Patienten, eine hohe Zahl residueller Lymphozyten im Blutprodukt und eine einseitige HLA-Inkompatibilität zwischen Spender und Empfänger. Durch eine Bestrahlung zellulärer Blutkomponenten mit mindestens 25 Gray lässt sich eine ta-GvHD sicher verhindern. In der gerade erschienenen 5. Auflage der Querschnitts-Leitlinien der Bundesärztekammer zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten wurden einige Indikationen zur Bestrahlung gelockert, da Erfahrungen aus Großbritannien zeigen, dass hier auch nach Transfusion unbestrahlter Blutprodukte kein Risiko für eine ta-GvHD besteht. So stellen lymphatische Neoplasien nicht mehr generell eine Bestrahlungsindikation dar,
sondern nur, wenn ein Hodgkin-Lymphom oder ein schwerer T-Zell-Defekt vorliegt oder wenn bestimmte Therapien durchgeführt werden bzw. wurden (z. B. Gabe von Purinanaloga). Zu anderen Indikationen finden sich in den revidierten Querschnitts-Leitlinien erstmals Empfehlungen zur Verwendung bestrahlter Blutkomponenten: Dies betrifft z. B. hämatoonkologische Patienten unter Therapie mit ATG oder Alemtuzumab. Der Artikel fasst den aktuellen Erkenntnisstand zur ta-GvHD kurz zusammen und erläutert die Änderungen der revidierten Querschnitts-Leitlinien.