Affiliation:
1. HAWK: Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim, Fakultät für Soziale Arbeit und
Gesundheit
Abstract
ZusammenfassungChronischer Schmerz (CS) betrifft weltweit bis zu 40% der Menschen und
geht mit einer hohen Krankheitslast und negativen sozioökonomischen
Folgen einher. Eine adäquate Versorgung mit Schmerztherapie ist
häufig nicht möglich oder erfolgt zu spät. Virtuelle
Realität (VR) kann als Unterstützung der kognitiven und
psychologischen Komponenten einer Schmerztherapie eingesetzt werden.Ziel der Studie war es, die Effekte von VR auf gesundheitsbezogene Endpunkte und
das subjektive Erleben von VR unter den Bedingungen der ambulanten
Physiotherapie in Deutschland zu untersuchen. Dazu wurde eine experimentelle
Einzelfallstudie im AB-Design mit Follow-up durchgeführt.
Zusätzlich wurde ein leitfadengestütztes episodisches Interview
geführt. Qualitative und quantitative Daten wurden trianguliert.Es wurden keine signifikanten Veränderungen der primären
Endpunkte festgestellt. Deskriptiv zeigten sich klinisch relevante
Verbesserungen in den sekundären patientenberichteten Endpunkten. Im
Interview berichtete der Proband von einer subjektiven Verbesserung des
Wohlbefindens bei einer leicht reduzierten Schmerzwahrnehmung. Mithilfe der
VR-Therapie konnte er die Einstellung zu seinem Schmerz verändern.
Ablenkungs- und Entspannungstechniken, die mittels VR geübt wurden,
wurden als besonders hilfreich empfunden. Aktivitäten wurden weniger
durch den Schmerz beeinflusst und die Medikamenteneinnahme konnte reduziert
werden.Die Umsetzung der VR-Intervention verlief wie geplant, es wurden keine
strukturellen oder personellen Barrieren beobachtet. In der subjektiven
Wahrnehmung des Probanden wurde die VR-Intervention als vorteilhaft erlebt. Die
VR-Intervention könnte somit eine vielversprechende Ergänzung
zur physiotherapeutischen Versorgung von Menschen mit CS darstellen.