Affiliation:
1. Augenklinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München
2. Friedrich-Baur-Institut an der Neurologischen Klinik und Poliklinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München
3. Munich Cluster of Systems Neurology (SyNergy), München
4. Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), München
Abstract
ZusammenfassungDie Leberʼsche hereditäre Optikusneuropathie (LHON) betrifft typischerweise junge Erwachsene mit einer Prädilektion für das männliche Geschlecht, kann letztlich aber in jedem Alter auftreten. Die Erkrankung beruht auf Punktmutationen der mitochondrialen DNA, die zu einem Defekt des Komplexes I der mitochondrialen Atmungskette führen. Dieser verursacht wiederum eine Dysfunktion und später Degeneration retinaler Ganglienzellen, gefolgt von einer aufsteigenden Optikusatrophie. Klinische Merkmale der LHON sind ein zunächst meist unilateraler subakuter Visusverlust, Farbsinnstörungen im Rot-Grün-Bereich und Gesichtsfeldausfälle in Form eines Zentral- oder Zentrozökalskotoms. Das Partnerauge ereilt innerhalb von 3 – 6 Monaten nach Erkrankungsbeginn meist eine ähnliche Symptomatik. In 25% der Fälle beginnt die Erkrankung jedoch bilateral. Im natürlichen Verlauf bleibt ein Großteil der Patienten bei einem Visus < 0,1, auch wenn ein kleiner Anteil eine spontane Visusverbesserung erfährt. Im Jahr 2015 wurde das Ubiquinonanalogon Idebenon von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für die Behandlung der LHON zugelassen. Ausschlaggebend für den Therapieerfolg sind ein früher Therapiebeginn und eine ausreichende Therapiedauer. Dabei ist zu beachten, dass es bei einem Anteil der Patienten zu einem verzögerten Therapieansprechen kommen kann. Eine vollständige Visuserholung ist allerdings auch unter Therapie selten. Da es sich meist um junge Erwachsene im erwerbsfähigen Alter handelt, die weitgehend akut erblinden, ist weiterhin eine umgehende Unterstützung mit vergrößernden Sehhilfen und Beratung zur sozialen und beruflichen Rehabilitation essenziell. Alternative Therapieansätze wie Gentherapie, Neuroprotektion oder stammzellbasierte Aspekte sind derzeit bereits Gegenstand von klinischen Studien und lassen auf weitere Perspektiven für die Betroffenen hoffen. Obwohl für die LHON mit Idebenon bereits eine kausale Therapie zugelassen wurde, sind gerade die Pathogenese der Erkrankung betreffend noch viele Fragen nicht restlos geklärt. Dies betrifft insbesondere die Geschlechterprävalenz und mögliche zusätzliche Trigger oder protektive Faktoren. In dieser Übersicht werden die klinischen Verlaufsformen der LHON, Diagnostik und aktuelle Therapieempfehlungen sowie die Besonderheiten und gegenwärtigen Erklärungsansätze zur inkompletten Penetranz und Symptomatik der LHON erläutert.
Cited by
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