Affiliation:
1. Institut für Psychologie, Abteilung für Klinische
Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik, Technische Universität
Braunschweig, Braunschweig, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Ziel Pharmakologisches Neuroenhancement (PNE) bezeichnet die Einnahme
verschreibungspflichtiger Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit, um eine
kognitive Leistungssteigerung oder eine Verbesserung des psychischen
Wohnbefindens hervorzurufen. In der vorliegenden Studie wird PNE im jungen
Erwachsenenalter untersucht.
Materialien und Methodik Die betrachtete Stichprobe umfasst junge
Erwachsene (N=279) mit einem überwiegend mittleren und hohen
sozioökonomischen Status aus Deutschland. Untersucht werden neben der
Lebenszeit- und 12-Monatsprävalenz querschnittliche
Zusammenhänge zu soziodemographischen und psychischen Merkmalen
(psychische Belastung, Resilienz, Alkohol-, Zigaretten- und Cannabiskonsum)
sowie in einem 8-Jahres-Längsschnitt, ob sich der PNE-Konsum im jungen
Erwachsenenalter aufgrund von Merkmalen während der Adoleszenz
vorhersagen lässt. Betrachtet werden weiterhin im Quer- und im
Längsschnitt Zusammenhänge zu Elternmerkmalen.
Ergebnisse Die Lebenszeitprävalenz für PNE beträgt
9,3%, die 12-Monats-Prävalenz 6,5%. Das Geschlecht
erwies sich durchgängig als wichtigster Prädiktor: Junge
Männer nutzen PNE sowohl häufiger zur Steigerung ihrer
kognitiven Leistungsfähigkeit als auch zur Verbesserung ihres
psychischen Wohnbefindens als junge Frauen. PNE-Nutzende geben häufiger
depressive Symptome an und bei ihnen besteht häufiger der Verdacht auf
einen Missbrauch/eine Abhängigkeit von Alkohol oder Cannabis.
Der PNE-Konsum im jungen Erwachsenenalter lässt sich signifikant durch
externale Verhaltensauffälligkeiten und Drogenkonsum im Jugendalter
vorhersagen, im multivariaten Modell werden diese Effekte unter Kontrolle des
Geschlechts allerdings nicht mehr signifikant. Zusammenhänge zu
Elternmerkmalen ließen sich weder im Quer- noch im Längsschnitt
ermitteln.
Schlussfolgerung Angesichts der zunehmenden Prävalenzen sollten
verstärkt präventive Maßnahmen angeboten und
über Alternativen zu PNE nachgedacht werden.