Author:
Moenikes Nina C.,Steinberg Holger
Abstract
ZusammenfassungAls nervenärztlicher Lehrer und Lehrbuchautor erfuhr Oppenheim
zunächst große Anerkennung. Mit seiner Monografie zur
traumatischen Neurose (1892), die er als Folge organischer bzw. molekularer
Veränderungen ansah, geriet er immer mehr in Kritik und Ablehnung
vorwiegend seitens deutscher Kollegen. Seine jüdische Herkunft spielte
hierbei eine Rolle. Kaum historische Beachtung hingegen findet bislang
Oppenheims Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Angst, welches sich
zu seiner Zeit noch als ein wenig definiertes pathologisches
Störungsbild darstellt. Oppenheim betrachtet in seinen Arbeiten
v. a. der Jahre nach 1900 Angststörungen als ätiologisch
multifaktoriell bedingte Krankheitserscheinung und gesteht ihnen einen
syndromalen Charakter zu. Therapeutisch orientiert er sich nicht nur an
gängigen Behandlungsmethoden wie der Diätetik oder der
Psychoanalyse, sondern sieht den Patienten als zu respektierendes,
wertzuschätzendes Individuum. Daraus leitet er selbstentwickelte
psychotherapeutische Behandlungsmethoden ab, die Ähnlichkeit mit
heutigen Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie aufweisen, wie die
Ablenkung von angstauslösenden Gedanken, die Orientierung auf
persönliche Ressourcen des Patienten oder die Konfrontation mit der
Angstsituation. Oppenheims Beiträge zu den Angststörungen
erweisen sich als für ihre Zeit innovativ.
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology