Affiliation:
1. Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Einführung Epidemiologische Berechnungen prognostizieren, dass der Anteil der älteren Menschen bei steigender durchschnittlicher Lebenserwartung und einer abnehmenden Zahl jüngerer Menschen in Deutschland zukünftig weiter zunehmen wird. Es wird hierbei auch zu einer Zunahme älterer und sehr alter Menschen mit einem kolorektalen Karzinom kommen. Daher werden Studien über sehr alte Patienten eine zunehmende Bedeutung erfahren.
Material und Methodik Es wurden die prospektiv erhobenen Daten von 141 Patienten ≥ 85 Jahren („die ältesten Alten“) mit kolorektalem Karzinom, die zwischen 1995 und 2014 an unserer Klinik behandelt wurden, retrospektiv untersucht. Verglichen wurden die Behandlung, Komplikationen und onkologische Prognose dieser Kohorte mit einer gleichaltrigen historischen Patientengruppe (n = 57), deren Behandlung zwischen 1978 und 1994 erfolgte, und eines weniger alten Kollektivs im Alter von 75 bis 84 Jahren, das zwischen 1995 und 2014 (n = 726) behandelt wurde.
Ergebnisse Die untersuchte Patientengruppe bestand aus 64 Männern und 77 Frauen. 88 Patienten hatten ein Kolonkarzinom, 53 Patienten ein Rektumkarzinom. Bei 127 Patienten wurde eine Tumorresektion vorgenommen, davon wurden 112 als R0 klassifiziert. Der Vergleich mit der gleichaltrigen historischen Gruppe (1978 – 1994) zeigte, dass die Anzahl der Patienten und der Tumorresektionen gestiegen war (74 vs. 90%, p = 0,003) und seltener synchrone Fernmetastasen diagnostiziert wurden (28 vs. 14%, p = 0,015). Die 5-Jahres-Lokalrezidivraten nach R0-Resektion sanken von 11,5 auf 1,4% (p = 0,027). Im Vergleich mit der weniger alten Patientengruppe (75 – 84 Jahre) gab es im untersuchten Kollektiv mehr weibliche Patienten (55 vs. 42,3%, p = 0,007), mehr Notfalleingriffe (9,8 vs. 22%, p < 0,001) und seltener eine neoadjuvante Radio-/Chemotherapie (3 vs. 11%, p = 0,003). Sowohl die Morbidität als auch die Mortalität war in der Gruppe der ältesten Alten höher. Das beobachtete Überleben war nach R0-Resektion und Ausschluss der postoperativ Verstorbenen im Vergleich zum weniger alten Kollektiv kürzer (2-Jahres-Rate 66,4%, 5-Jahres-Rate 32,9%), wohingegen das krebsbezogene Überleben gleich war (2-Jahres-Rate 93,1%, 5-Jahres-Rate 86,7%).
Schlussfolgerung Der Anteil der ältesten alten Patienten mit kolorektalem Karzinom wird in Zukunft weiter zunehmen. Diese Patienten haben erwartungsgemäß ein höheres Risiko für postoperative Komplikationen. Allerdings ist nach der Rekonvaleszenz das krebsbezogene Überleben nicht schlechter als bei den weniger alten Patienten.
Cited by
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