Affiliation:
1. Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie, Klinikum Bad Hersfeld GmbH, Bad Hersfeld, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Bei komplexeren chirurgischen Eingriffen wie der Kolonresektion, herzchirurgischen Eingriffen, arteriellen Rekonstruktionen oder Leberresektionen ist der Einfluss des
Chirurgen auf die postoperative Morbidität nachgewiesen. Bei Routineeingriffen wie der Cholezystektomie liegen bislang keine Erkenntnisse zum Zusammenhang von Operateur und Morbidität vor.
Insbesondere Untersuchungen bei erfahrenen Chirurgen fehlen.
Methoden Es wurden 710 konsekutive Patienten, die zwischen Januar 2014 und Dezember 2018 von erfahrenen Chirurgen (über n = 300 Cholezystektomien vor Beginn der Untersuchung, über 5
Jahre nach bestandener Facharztprüfung) cholezystektomiert wurden, untersucht. In einer univariaten Analyse wurde der Einfluss von Patientenmerkmalen, Laborparametern, chirurgischen
Parametern und des Operateurs auf die postoperative Morbidität analysiert. Die Variablen mit statistischer Signifikanzen wurden dann einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse
unterzogen.
Ergebnisse Die Mortalität lag bei 5 von 710 (0,7%), die Morbidität bei 58 von 710 (8,2%). 37 von 710 Patienten erlitten eine chirurgische Komplikation, 21 von 710 Patienten eine
nicht chirurgische Komplikation. Hinsichtlich der Gesamtmorbidität waren in multivariater Analyse der Kreatininwert (OR 1,29; KI 1,01–1,648; p = 0,042), GOT (OR 1,0405; KI 1–1,01; p = 0,03),
offene und Konversions-Cholezystektomie (OR 4,134; KI 1,587–10,768; p = 0,004) und der individuelle Chirurg (OR bis 40,675; p = 0,001) ein unabhängiger Risikofaktor. Bei Analyse der
chirurgischen Komplikationen blieben offene und Konversions-Cholezystektomie (OR 8,104; KI 3,03–21,68; p < 0,001) sowie der individuelle Chirurg (OR bis 79,69; p = 0,005) ein statistisch
signifikanter unabhängiger Risikofaktor.
Schlussfolgerung Der individuelle Chirurg ist auch bei einem Routineeingriff wie der Cholezystektomie ein unabhängiger Risikofaktor für die Morbidität. Dies gilt auch für erfahrene
Chirurgen mit Facharztstatus und hoher Caseload. Im Hinblick auf die Patientensicherheit und Verbesserungen der Ergebnisqualität muss daher diskutiert werden, ob eine routinemäßige
risikoadjustierte Messung der individuellen Ergebnisse eines jeden Chirurgen als Basis eines gezielten Qualifizierungprogramms sinnvoll ist.