Affiliation:
1. Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Zentrum für Traumaforschung Ulm, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungDie thorakale Wirbelsäule unterscheidet sich hinsichtlich ihrer biomechanischen
Eigenschaften deutlich von der zervikalen und lumbalen Wirbelsäule. Wesentliche
Einflussfaktoren für das charakteristische biomechanische Verhalten stellen neben den relativ
flachen Bandscheiben die thorakale Kyphose und der Brustkorb dar. Die thorakale Wirbelsäule
zeigt deutliche gekoppelte Bewegungen zwischen Seitneigung und axialer Rotation, die primär
durch die kyphotische Krümmung verursacht werden. Alle Brustkorbstrukturen begrenzen die
Flexibilität der thorakalen Wirbelsäule, insbesondere jedoch die sternokostale Verbindung, die
den oberen und mittleren Bereich stabilisiert. Der Brustkorb reduziert nicht nur den
Bewegungsumfang der thorakalen Wirbelsäule, v.a. in axialer Rotation, sondern verringert auch
den intradiskalen Druck, erhöht die Steifigkeit, und vergrößert den Kompressionswiderstand.
Die Kinematik der thorakalen Wirbelsäule wird insbesondere durch die Bandscheibe und die
Facettengelenke bestimmt und stark von Degeneration beeinflusst, v.a. in Flexion/Extension.
Zudem führt Degeneration zu nicht linearen intradiskalen Druckanstiegen und sogar negativen
Druckwerten. Chirurgische Eingriffe und traumatische Verletzungen, auch des Brustkorbs, führen
generell zu einer Destabilisierung der thorakalen Wirbelsäule, jedoch kann der stabilisierende
Einfluss eines intakten Brustkorbs bei Frakturen die Möglichkeit für eine kurze posteriore
Instrumentierung bieten sowie Anschlusssegmentdegeneration verringern.