Pflegebedürftigkeit im Alter: Angehörigen- und Versorgungssituation im Zusammenhang mit den Pflegegraden bei häuslicher Pflege

Author:

Keck Antonia1ORCID,Pendergrass Anna1,Gräßel Elmar1

Affiliation:

1. Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Uniklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Germany

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund In Deutschland können pflegebedürftige Personen durch Leistungen der Pflegekassen unterstützt werden. Dafür ist die offizielle Feststellung der Pflegebedürftigkeit notwendig, die seit Inkrafttreten des zweiten Pflegestärkungsgesetzes durch die Zuweisung von Pflegegraden – 1 bis 5 – erfolgt. Mit der Einführung der Pflegegrade sollten unter anderem Menschen mit Demenz stärker berücksichtigt werden. In diesem Beitrag werden die Pflegegrade durch Merkmale der Angehörigen- und Versorgungssituation beschrieben, um den Ist-Zustand abzubilden und Ansatzpunkte zur bedarfsorientierten Versorgung zu bieten. Methodik Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen der Querschnittsstudie „Benefits of being a caregiver“ durch eine bayernweite schriftliche Befragung pflegender Angehöriger zu Aspekten der Pflegesituation und dem gegenwärtigen und zukünftig gewünschtem Nutzungsverhalten von 15 Versorgungsangeboten. Zum Vergleich der Pflegegrade wurden Gruppenunterschiede mittels χ2-Tests und einfaktoriellen Varianzanalysen ermittelt. Die Effektstärkenmaße Odds Ratio und Cohen’s d wurden bei signifikanten Gruppenunterschieden zum Vergleich zwischen den Pflegegraden 1 und 4 angegeben. Die Stichprobe umfasste 958 Fälle pflegebedürftiger Personen im Alter von mindestens 65 Jahren. Ergebnisse Der Anteil von Menschen mit Demenz stieg mit dem Pflegegrad signifikant an. Bei den pflegenden Angehörigen nahmen die subjektive Belastung, funktionale Copingstrategien und das Pflegemotiv die pflegebedürftige Person nicht in ein Heim geben zu wollen, mit dem Pflegegrad zu. Bei höherem Pflegegrad wandten pflegende Angehörige signifikant mehr Zeit für die Unterstützung bei Aktivitäten des täglichen Lebens und für Beaufsichtigung auf; sie erhielten häufiger informelle Hilfe und wohnten häufiger mit der pflegebedürftigen Person zusammen. Bei 9 der 15 untersuchten Versorgungsangebote (z. B. 24-h-Betreuung) stieg der gegenwärtige Nutzungsgrad signifikant mit Zunahme des Pflegegrads an. Insgesamt lag die Nutzungsrate der Angebote jedoch über alle Pflegegrade hinweg auf einem niedrigen Niveau (M=2,20; SD=1,90). Schlussfolgerung Infolge des zweiten Pflegestärkungsgesetzes wird ein guter Zugang zu Leistungen der Pflegekasse für Menschen mit Demenz ermöglicht. Der steigende Zeitaufwand für die Unterstützung bei Aktivitäten des täglichen Lebens und für Beaufsichtigung wird durch die Pflegegrade abgebildet. Trotz steigender Belastung wurden Entlastungsangebote selten genutzt. Es empfiehlt sich, Maßnahmen zur Erhöhung der Inanspruchnahme von Entlastungs- und Beratungsangeboten auszubauen.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Reference34 articles.

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3. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff

4. Measurement of informal care time in a study of patients with dementia;S Neubauer;Int Psychogeriatr,2008

5. Aus Pflegestufen werden Pflegegrade;K-P Buchmann;Heilberufe,2016

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