Affiliation:
1. Hochschule Bielefeld – University of Applied Sciences and Arts, Fachbereich Gesundheit, Bielefeld, Deutschland
Abstract
Hintergrund KI-gestützte Anwendungen könnten berufliche Tätigkeiten von Physiotherapeut*innen unterstützen. Besonders im Bereich der Dokumentation des physiotherapeutischen Prozesses könnten KI-gestützte, sprachbasierte Anwendungen zu einer Entlastung der Physiotherapeut*innen während der beruflichen Tätigkeiten führen.
Ziel Identifikation von Anforderungen, welche von leitenden stationär tätigen Physiotherapeut*innen an ein sprachgestütztes Dokumentations- und Assistenzsystem gestellt werden, um darauf aufbauend künftig eine nutzerorientierte Entwicklung und Erprobung einer KI- und sprachbasierten Anwendung für die physiotherapeutische Dokumentation zu ermöglichen.
Methode Qualitative halbstandardisierte, leitfadengestützte Interviews (N = 4) mit anschließender Auswertung mittels qualitativ inhaltlich strukturierender Inhaltsanalyse.
Ergebnisse Es konnten Anforderungen identifiziert werden, die sich 1. auf die Arbeitsaufgaben und Arbeitsprozesse, 2. auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der potenziellen Nutzer*innen und 3. auf die institutionellen Rahmenbedingungen beziehen. In Abhängigkeit vom Tätigkeitsumfeld konnten zum Teil gegensätzliche Anforderungen an ein interoperables sprachgestütztes Dokumentations- und Assistenzsystem eruiert werden. Dabei bezieht sich die Interoperabilität auf die Fähigkeit des elektronischen Informationsaustauschs mit dem jeweiligen Krankenhausinformationssystem und auf den Informationsaustausch mit patienteneigenen Endgeräten, wie einem Smartphone. Deutlich wurde, dass die befragten Physiotherapeut*innen die möglichen Funktionen Sprachdokumentation, Sprachabfrage, Sprachsteuerung, Sprachanleitung und Sprachbenachrichtigung während ihrer beruflichen Tätigkeit zielgerichtet einbinden möchten.
Schlussfolgerung Eine sprach- und KI-gestützte Dokumentations- und Assistenzanwendung sollte die physiotherapeutische Dokumentation erleichtern und eine interprofessionelle und monoprofessionelle Kommunikation ermöglichen. Die Hard- bzw. Software sollte sich an individuelle Gegebenheiten, Nutzerbedürfnisse und die jeweiligen medizinischen Fachbereiche anpassen lassen. Die Funktionen Sprachdokumentation, Sprachabfrage, Sprachsteuerung, Sprachanleitung und Sprachbenachrichtigung sollten barrierearm und intuitiv genutzt werden können. Bei der Entwicklung und Nutzung eines sprachgestützten Dokumentations- und Assistenzsystems sollten insbesondere der geltende Datenschutz, die Interoperabilität zu den jeweiligen Krankenhausinformationssystemen und die gesetzliche Verpflichtung zu einer vollständigen Dokumentation des physiotherapeutischen Prozesses beachtet werden.