Affiliation:
1. Klinik für Innere Medizin II, Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg, Halle, Germany
Abstract
ZusammenfassungUnter dem Titel „Beobachtungen und Erfahrungen medicinischen und
chirurgischen Inhalts über die Gicht und über einige Mittel
gegen dieselbe“ veröffentlicht der Badearzt D.J.E. Trampel in
den Jahren 1788 und 1789 ein zweibändiges Werk. Dieses bietet einen
interessanten Einblick in die rheumatologischen Vorstellungen in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Trampel differenziert in seinen
„Beobachtungen“ unterschiedliche Verläufe arthritischer
Erkrankungen: Neben dem „Rheumatismus“ und der „Gicht
mit dem Fieber“ beschreibt er eine „kalte Gicht“, die
deutliche Ähnlichkeit mit dem Krankheitsbild der rheumatoiden Arthritis
aufweist. Die physiologischen Vorstellungen und therapeutischen Konzepte sind
humoralpathologisch geprägt. Viele der in der damaligen Zeit
gebräuchlichen Therapien werden von Trampel jedoch aufgrund ihrer
Nebenwirkungen abgelehnt. Zur Behandlung der „kalten Gicht“
empfiehlt er unter anderem den Einsatz der „Fieberrinde“. Auch
wenn die „kalte Gicht“ viele Merkmale der uns bekannten
rheumatoiden Arthritis aufweist, scheitert die klare Abgrenzung als neues und
eigenständiges Krankheitsbild an humoralpathologischen
ätiologischen Vorstellungen. Medizinhistorisch tritt die rheumatoide
Arthritis als eigenständige Entität erst im 19. Jahrhundert
auf.