Sichelzellkrankheit unter Neugeborenen in Deutschland: Eine Studie an Routinedaten der AOK

Author:

Pattloch Dagmar1

Affiliation:

1. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Die Sichelzellkrankheit (SCD, ICD-10:D57) ist eine autosomal rezessiv vererbte Hämoglobinkrankheit mit globaler Public-Health-Relevanz. In Deutschland kommen pro Jahr 70–150 Kinder mit SCD zur Welt (1–2 je 10 000 Neugeborene). Die Früherkennung im asymptomatischen ersten Vierteljahr wäre leitliniengerecht und sekundärpräventiv bedeutsam. Ziel der Studie Das Ziel dieser Arbeit ist 1) die Ermittlung der Prävalenz von SCD in Routinedaten von AOK-versicherten Neugeborenen, 2) die Messung des Alters bei der Erstdiagnose D57, 3) die Zählung charakteristischer Krankenhausdiagnosen. Methode Analysiert wurden ambulante und stationäre Routinedaten von 204 AOK-versicherten Kindern. Dies sind alle, die 2009–2010 geboren sind, mindestens einen Tag im Geburtsjahr AOK-versichert waren und innerhalb von 6 Kalenderjahren jemals einen Code D57 erhielten. Die Anzahl Neugeborener in der AOK 2009–2010 (Nennerpopulation) ist bekannt. SCD-Fälle (Zähler) gelten als validiert, wenn D57 (außer D57.3) in mindestens 2 Quartalen (Q) codiert wurde. Es wird die Prävalenzproportion mit Bootstrap-Konfidenzintervall (CI) berechnet. Pro Fall wird quartalsgenau ausgelesen, wann D57 erstmals auftaucht. Der Standardized Incidence Ratio (SIR) wird berechnet für Krankenhausfälle vom Monat 13 bis Monat 61 im Vergleich zur Bevölkerung gleichen Geschlechts und Alters (1 bis unter 5 Jahre). Die Auswertung erfolgt mit SPSS 22 und Excel. Ergebnis Nach interner Validierung resultierten 78 Fälle von SCD. Die Prävalenz beträgt 1,96 (95% CI 1,53–2,41) pro 10 000 Neugeborene. Regionale Schwerpunkte zeigten sich in Berlin, Bremen, Hamburg (zusammengefasst) sowie in Nordrhein-Westfalen. Die Erstnennung von D57 erfolgte nur bei 15,4% der Fälle früh, d. h. in Q1–2. Der Median liegt in Q7. In 78 Fällen ereigneten sich 266 Krankenhausfälle mit einem SIR=6,8, d. h. die Hospitalisierungsrate ist 6,8fach höher als die der Bevölkerung. Unter den Entlassungsdiagnosen fanden sich gefürchtete Outcomes wie Pneumonie, Sepsis und Milzerkrankungen. Schlussfolgerung SCD in Deutschland lässt sich mit Routinedaten der größten gesetzlichen Krankenkasse plausibel darstellen. Derzeit wird die Krankheit zu selten frühzeitig erkannt. Die Zeit bis zur Erkennung ließe sich entscheidend verkürzen durch Aufnahme von SCD in das Neugeborenenscreening. Bis eine solche Lösung erreicht ist, sollten Eltern mit Migrationshintergrund und Fachleute ihre Aufmerksamkeit für SCD erhöhen.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Public Health, Environmental and Occupational Health

Cited by 6 articles. 订阅此论文施引文献 订阅此论文施引文献,注册后可以免费订阅5篇论文的施引文献,订阅后可以查看论文全部施引文献

同舟云学术

1.学者识别学者识别

2.学术分析学术分析

3.人才评估人才评估

"同舟云学术"是以全球学者为主线,采集、加工和组织学术论文而形成的新型学术文献查询和分析系统,可以对全球学者进行文献检索和人才价值评估。用户可以通过关注某些学科领域的顶尖人物而持续追踪该领域的学科进展和研究前沿。经过近期的数据扩容,当前同舟云学术共收录了国内外主流学术期刊6万余种,收集的期刊论文及会议论文总量共计约1.5亿篇,并以每天添加12000余篇中外论文的速度递增。我们也可以为用户提供个性化、定制化的学者数据。欢迎来电咨询!咨询电话:010-8811{复制后删除}0370

www.globalauthorid.com

TOP

Copyright © 2019-2024 北京同舟云网络信息技术有限公司
京公网安备11010802033243号  京ICP备18003416号-3