Affiliation:
1. Institut für Sportwissenschaft, Universität Innsbruck, Innsbruck
Abstract
ZusammenfassungWeltweit üben über 100 000 Personen den Paragleitsport aktiv aus. Bisherige Studien analysierten meist retrospektiv Krankenhausdaten oder Einsatzprotokolle von Rettungskräften und fokussierten sich auf die Verletzungsmuster von Paragleitunfällen. Unfallursachen und Einflussfaktoren wurden kaum betrachtet. Daher war das Ziel der vorliegenden Studie, das Unfallgeschehen im Paragleitsport im Alpenraum genauer zu untersuchen und Einflussfaktoren auf die Unfallvorgänge zu identifizieren. Für die Untersuchung wurden die Daten aus den Unfallberichten des „Flash-News“-Magazins (Ausgaben Nr. 149–160), welche die Jahre 2015–2017 umfassten, analysiert. Die Untersuchung beschränkte sich auf Vorfälle in den Ländern Österreich, Deutschland, Schweiz und Italien. Insgesamt entsprachen 487 Vorfälle dem Einschlusskriterium der Verwendung eines konventionellen Paragleitschirms. 88,5 % der Verunfallten waren Männer und das Durchschnittsalter lag bei 42,9 ± 13,7 Jahren. Der Großteil der Unfälle ereignete sich im Sommer und während der Nachmittagsstunden. Die meisten Vorfälle erfolgten während der eigentlichen Flugphase; jedoch zeigten die Ergebnisse, dass beim Vergleich von Tandem- und Solopiloten die Tandempiloten signifikant öfter beim Start verunfallten und Solopiloten signifikant öfter bei der Landung. Als Hauptursache für die Unfälle wurde der Pilotenfehler identifiziert, gefolgt von Wind in Form von Starkwinden oder Böen. In 71 der 487 Unfälle (14,6 %) trugen die Beteiligten keine Verletzungen davon. Verletzten sich die Piloten bei den Unfällen, waren die unteren Extremitäten am häufigsten von Verletzungen betroffen (35,5 %). Insgesamt endeten 45 der 487 Unfälle tödlich (9,2 %). Die höhere Anzahl absolvierter Flüge in den Sommermonaten sowie die turbulente Luft sind vermutlich Gründe für die erhöhten Unfallzahlen von April bis August. Der Pilotenfehler wurde als Hauptunfallursache identifiziert. Daher werden entsprechende Schulungen im Umgang mit schwierigen Situationen und dem Sportgerät empfohlen. Generell ist die Dokumentation der Unfälle im Paragleitsport sehr uneinheitlich und lückenhaft. Die Erhebung mittels eines grenzübergreifenden und einheitlichen Formulars wäre sinnvoll, um vergleichbare und genau definierte Daten zum Unfallgeschehen zu erhalten.
Subject
Orthopedics and Sports Medicine