Affiliation:
1. Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Medizinische
Universität Graz, Graz, Austria
2. Institut für Sportwissenschaften,
Karl-Franzens-Universität Graz, Graz, Austria
3. Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapeutische Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz,
Austria
4. Otto Loewi Forschungszentrum, Lehrstuhl für Physiologie,
Medizinische Universität Graz Zentrum für Physiologische
Medizin, Graz, Austria
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Der Beginn und Frühwarnzeichen von Krankheitsepisoden
der bipolaren Störung werden von Betroffenen häufig erst
spät erkannt. Je früher eine Krankheitsepisode behandelt wird,
desto prognostisch günstiger ist der Verlauf. Die
Symptomüberwachung per Smartphone-Applikation (App) könnte eine
innovative Möglichkeit darstellen, um Frühwarnzeichen zu
erkennen und schneller mit den richtigen Strategien darauf zu reagieren. Das
Ziel dieser Studie war es zu evaluieren, ob PatientInnen mit bipolarer
Erkrankung und deren Angehörige eine technische Unterstützung
durch eine App als sinnvoll und praktikabel in der Früherkennung sowie
in der Behandlung erachten.
Methoden In der vorliegenden Studie wurden 51 PatientInnen mit bipolarer
Störung und 28 Angehörige befragt. Es wurde ermittelt, ob die
ProbandInnen Frühwarnzeichen in Form von Verhaltensänderungen
derzeit subjektiv ausreichend und rechtzeitig wahrnehmen können. Zudem
wurde erhoben, ob die StudienprobandInnen ein Smartphone als
Behandlungsunterstützung nutzen würden.
Ergebnisse Obwohl sich 94,1% der befragten PatientInnen und
78.6% der Angehörigen gut über die Erkrankung informiert
fühlten, waren 13,7% beziehungsweise 35,7% mit den
derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten nicht zufrieden.
Frühwarnzeichen jeder depressiven Entwicklung wurden von 25,5%
der PatientInnen wahrgenommen (Angehörige 10,7%). Jede
(hypo)manische Entwicklung wurde lediglich von 11,8% der PatientInnen
wahrgenommen (Angehörige 7,1%). 88,2% der PatientInnen
und 85,7% ihrer Angehörigen bemerkten zu Beginn einer Depression
und 70,6% beziehungsweise 67,9% zu Beginn einer (hypo)manischen
Episode wiederkehrend dieselben Symptome (insbesondere Veränderungen der
körperlichen Aktivität, des Kommunikationsverhaltens und des
Schlaf-Wach-Rhythmus). 84,3% der PatientInnen und 89,3% der
Angehörigen gaben an, dass sie eine technische Unterstützung,
welche auf Veränderungen in Stimmungs- und Aktivitätslage
aufmerksam macht, als sinnvoll erachten und dass sie eine Smartphone-App
für die Behandlung nutzen würden.
Diskussion Die derzeitigen Möglichkeiten zur Wahrnehmung von
Frühwarnzeichen einer depressiven oder (hypo)manischen Episode bei
bipolarer Störung sind klinisch unzureichend. Bei Betroffenen und
Angehörigen besteht der Wunsch nach innovativen, technischen
Unterstützungen. Die rechtzeitige Früherkennung von
Krankheitssymptomen, die sich oft in Veränderungen von Verhaltens- oder
Aktivitätsmustern äußert, ist für den Verlauf
essentiell. Apps könnten hierbei durch objektive, kontinuierliche und
individuelle Datenerhebung in der Zukunft für die klinische Behandlung
und die Forschung genutzt werden.
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology