Affiliation:
1. Klinik für Dermatologie und Allergologie, Hauttumorzentrum Wiesbaden, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland
2. Hautärzte im Merckhaus, Darmstadt
Abstract
ZusammenfassungAnaphylaktische Reaktionen nach Impfungen sind selten. Zwei Fälle von Reaktionen nach der Pfizer-BioNTech-Covid-19-Vakzine, BNT162b2, wurden aus dem UK berichtet, weitere 19 aus den USA. Als möglicher Auslöser wurde Polyethylenglycol (PEG) angeschuldigt. Pegylierung ist ein üblicher Vorgang in der Impfstoffherstellung, um die Substanzen vor schnellem immunologischem Abbau zu schützen. PEG ist ein Polyether (Synonyme z. B. Laureth-9, Polidocanol, Thesit, Macrogol) und findet sich in Kosmetika, Körperpflegeprodukten, Nahrungsmitteln, Liposomen und Nanopartikeln als Drug-Delivery-Systeme für Medikamente und als osmotisches Laxans vor Gastro-/Koloskopien. IgM-Antikörper auf PEG werden bei 70% der Bevölkerung nachgewiesen. Bei 2 Fällen von Soforttyp-Reaktionen auf PEG fanden sich IgE-Antiköper, bei anderen Medikamentengaben mit PEG geht man von pseudoallergischen Reaktionen über die Komplement-Aktivierungs-related Pseudoallergie (CARPA) aus. In Relation zum weit verbreiteten Einsatz von PEG sind die Impfreaktionen sehr selten und aktuell kein Grund, Allergiker oder Menschen mit Anaphylaxien bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen auf bekannte Auslöser auszuschließen. Aufgrund der Meldepflicht (Gesundheitsamt und Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) ist bald mit weiteren Erkenntnissen zu rechnen.