Affiliation:
1. Psychosomatik, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg,
Germany
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Erst 1974 erfolgte die endgültige Trennung der Erlanger
Universitätspsychiatrie von der Bezirkspsychiatrie. Im vorliegenden
Aufsatz wird die über 70-jährige Geschichte einer speziellen
Verbindung von Universitäts- und Anstaltspsychiatrie näher
analysiert.
Methode Relevantes archivarisches Material sowie Primär- und
Sekundärliteratur wurden ausgewertet.
Ergebnisse Obwohl die Universität Erlangen mit Johann Michael
Leupoldts (1794–1874) psychiatrischen Vorlesungen ab 1818 eine
frühe Pflegstätte der Psychiatrie ist, wurde erst 1903 eine
Psychiatrische Klinik gegründet und zwar innerhalb des Verbandes der
Heil- und Pflegeanstalt (HuPflA). Die Klinikpatienten wurden
verwaltungstechnisch als „Anstaltsinsassen“ geführt, die
Klinik hatte keine eigenen Einnahmen. Insbesondere bemerkenswert ist, dass der
Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik formal als
„Abteilungsarzt der Anstalt“ betrachtet wurde. Die
Autonomiebestrebungen der universitären Psychiatrie in Erlangen konnten
aufgrund der sozialpolitischen Situation bis zur Mitte der 1970er-Jahre nicht
verwirklicht werden.
Diskussion Neben persönlichen Unstimmigkeiten mag die
vertragsbedingt komplizierte dienstliche Abhängigkeit des
Klinikdirektors vom Anstaltsdirektor die jahrzehntelange
„mésalliance-Tradition“ zwischen Klinikvorstand und
Anstaltsleiter entscheidend mitbedingt haben. Zum regelrechten
öffentlichen Skandal gereichte 1978 eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei
der Regierung von Mittelfranken wegen mangelnder Sicherung von
Patientenunterlagen und Medikamenten im Rahmen des Umzuges der ehemaligen
Anstaltsabteilungen in den Bezirkskrankenhaus-Neubau am Europakanal. Diesen
Vorgängen mag das Fehlen der Trennungsunterlagen zwischen
Universität und Bezirk geschuldet sein.
Ausblick In gewandelter Form besteht gegenwärtig eine
Zusammenarbeit der beiden Erlanger psychiatrischen Institutionen. So kann die
Psychiatrische Klinik stationäre Patienten des Bezirkskrankenhauses am
Europakanal in wissenschaftliche Untersuchungen einbeziehen.
Darüberhinausgehend kann der vorliegende Aufsatz die aktuelle Diskussion
um eine Form der bedarfsangepassten integrierten Patientenversorgung in
Zusammenschluss von Universitäts- und Anstaltspsychiatrie bereichern und
aufzeigen, wie eine interinstitutionelle psychiatrische Therapie gelingen
kann.
Subject
Psychiatry and Mental health,Neurology (clinical),Neurology
Reference51 articles.
1. Zur Kulturgeschichte der Psychiatrie;H Schott;Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch –
Gesundheitsschutz,2004
2. Die einzige „panoptische“ Anstalt Deutschlands: Eine
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3. Zum Einfluss von Zeitgeist und Menschenrechten auf psychiatrisches Handeln;H Helmchen;Nervenarzt,2019