Author:
Gless Carl Alexander,Steffen Becktepe Jos,Zeuner Kirsten E.
Abstract
ZUSAMMENFASSUNGDie Ursache funktioneller neurologischer Bewegungsstörungen ist multifaktoriell. Es ist denkbar, dass es eine genetische Prädisposition gibt, die zu einer verminderten Belastbarkeit und Verarbeitungsfähigkeit externer Stressoren führt. Zu den Risikofaktoren zählen Traumata in der Kindheit; insbesondere eine psychische Vernachlässigung (Neglect), innerfamiliäre Schwierigkeiten, Mobbing, erhöhter sozialer Druck und sexueller Missbrauch. Dazu passt, dass ein hoher Prozentsatz betroffener Patienten an psychiatrischen Komorbiditäten wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen leidet. Oftmals gehen der Erstmanifestation andere organische Erkrankungen, Operationen oder Unfälle voraus. Es gibt zahlreiche neurophysiologische und bildgebende Untersuchungen, die ein zugrunde liegendes gestörtes Handlungsbewusstsein nahelegen. Hierbei ist insbesondere die Wahrnehmung der Kontrolle eigener Handlungen und deren Konsequenzen gestört. Verortet wird das Handlungsbewusstsein im temporo-parietalen Knotenpunkt, der eine reduzierte Aktivierung bei Patienten mit einem funktionellen Tremor zeigt. Zudem wurde eine verminderte funktionelle Konnektivität zwischen rechtem temporo-parietalem Übergang und bilateralen sensomotorischen Regionen beschrieben. Das beeinträchtigte Handlungsbewusstsein ist vermutlich Folge einer fehlerhaften Integration motorischer Feedforward- und sensorischer Feedback-Mechanismen. In dieser Übersichtsarbeit werden wir diese Aspekte beleuchten, um anschließend ein pathophysiologisches Modell zu erstellen.
Subject
Family Practice,Neurology (clinical)