Affiliation:
1. Klinik- und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
2. Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Die perioperative Betreuung kolorektalchirurgischer Patienten nach dem Fast-Track-Konzept wurde in den letzten Jahren zunehmend standardisiert und ist als strukturierte Betreuungsmethode zur Reduktion perioperativer Komplikationen weithin akzeptiert. Erste Untersuchungen lassen sogar einen langfristigen positiven Effekt auf das onkologische Outcome vermuten, sofern eine Adhärenz der Einzelmaßnahmen von mindestens 70% besteht. Trotz eindeutiger Evidenz für die Wirksamkeit des modernen perioperativen Behandlungskonzeptes bleibt die Einhaltung des Protokolls im klinischen Alltag, insbesondere in Deutschland, eine Herausforderung. Ziel dieser Studie war es, die Adhärenzrate vor und nach Einführung einer SOP zu erfassen und deren Wirksamkeit zu evaluieren.
Methoden Es erfolgte eine retrospektive Analyse der Patientendaten aller elektiven kolorektalchirurgischen Operationen der Bonner Universitätsklinik von 2017 bis 2020. 153 Patienten wurden vor der Implementierung der SOP im Januar 2019 operiert (Gruppe I), die restlichen 153 Patienten wurden nach der Implementierung der SOP operiert und entsprechend betreut (Gruppe II). Die Protokolladhärenz wurde sowohl für die einzelnen Schlüsselinterventionen als auch für das Gesamtkonzept analysiert.
Ergebnisse Zwar konnte sowohl für verschiedene Einzelmaßnahmen (Prähabilitation Gruppe I: 5,9%, Gruppe II: 42,5%, p < 0,001; Darmvorbereitung I: 16,5%, II: 73,9%, p < 0,001; intraoperatives Volumenmanagement I: 14,00 ml/kgKG/h [KG: Körpergewicht], II: 9,12 ml/kgKG/h, p < 0,001; minimalinvasive Operationstechnik I: 53,6%, II: 73,9%, p < 0,001 etc.) als auch für das gesamte perioperative Behandlungskonzept (I: 39%, II: 54%, p = 0,02) eine signifikante Verbesserung der Compliance gezeigt werden, eine Adhärenz von mindestens 70% wurde jedoch bei Weitem nicht erreicht. Dennoch zeigt sich nach Einführung der SOP eine frühzeitigere Patientenautonomie (I: Tag 15, II: Tag 9, p < 0,001) und eine Verkürzung der postoperativen Krankenhausverweildauer (I: 14 [6 – 99] Tage, II: 11 [4 – 64]; p = 0,007).
Fazit Obwohl die Implementierung der SOP zu einer signifikanten Verbesserung der Umsetzungsrate geführt hat, besteht noch weiterer Optimierungsbedarf, um die empfohlene Protokolladhärenz von 70% zu erreichen. Klinikintern kann hierbei neben der Gründung interdisziplinärer Fast-Track-Teams eine spezialisierte Fast-Track-Pflegekraft als Bindeglied zwischen Patienten, Pflege und Ärzten hilfreich sein. Für eine flächendeckende, deutschlandweite Implementierung hingegen sind Maßnahmen mit größerer Hebelkraft notwendig. Eine Hilfestellung wird hierbei die in Arbeit befindliche S3-Leitlinie zum perioperativen Management gastrointestinaler Tumoren geben, insbesondere als Argumentationsgrundlage gegenüber Kostenträgern.
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