Affiliation:
1. Neurologie, Neurologische Praxis Sinzing, Sinzing,
Germany
2. Institut für Neuroradiologie, Universität
Würzburg, Wurzburg, Germany
3. Neurochirurgie, Bezirkskrankenhaus Günzburg, Günzburg,
Germany
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Die Neuralgische Amyotrophie (NA) ist eine mono- bzw.
oligofokale entzündliche Neuropathie, deren Inzidenz deutlich
unterschätzt wurde. Ein Zusammenhang von Konstriktionen und Torsionen an
peripheren Nerven mit dieser Erkrankung konnte in den letzten Jahren zunehmend
hergestellt werden. Moderne bildgebende Verfahren wie hochauflösender
Nervenultraschall und die MR-Neurographie haben dazu beigetragen, die
Pathophysiologie besser zu verstehen und die Prognose der Erkrankung besser
einschätzen zu können. Daraus hat sich das Konzept entwickelt,
Patienten mit solchen fokalen Veränderungen einer operativen Therapie
zuzuführen, um die Prognose zu verbessern. Die folgende Arbeit stellt
aktuelle Vorstellungen zu Pathophysiologie, Klinik und Diagnostik und Therapie
der Erkrankung dar.
Patienten und Methoden In einer retrospektiven Studie wurden die
prä-, intra- und postoperativen Befunde bei 22 Patienten mit 23
Konstriktionen/Torsionen an peripheren Nerven der oberen
Extremität analysiert. Die Patienten wurden in einem Zeitraum von 3,5
Jahren (Dez. 2019–Mai 2023) in einem nervenchirurgischen Zentrum
operiert. Am häufigsten war der N. medianus (N=9), gefolgt von
N. suprascapularis (N=6) und N. radialis (N=4) betroffen. Ferner
waren der N. axillaris (N=3) und der N. accessorius (N=1)
beteiligt. Bei der operativen Exploration fanden sich Nerventorsionen
(N=9), Nervenkonstriktionen (N=5), faszikuläre Torsionen
(N=12) und faszikuläre Konstriktionen (N=9). Je nach
intraoperativem Befund wurden Epineuriotomien (N=1), Epi- und
Perineuriotomien (N=33), End-zu-End-Nähte (N=2), und je
eine epi- und perineurale Naht vorgenommen.
Ergebnisse Nach einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 10 Monaten
(3-28 Monate) gaben alle 17 erneut untersuchten Patienten eine eindeutige
subjektive Besserung der motorischen Ausfälle an. Klinisch und
elektromyographisch konnte bei diesen Patienten eine Reinnervation und deutliche
Kraftzunahme von einem vorbestehenden Kraftgrad M0 zu mindestens M3, in der
überwiegenden Mehrheit der betroffenen Muskeln nachgewiesen werden.
Zusammenfassung Die NA ist eine Erkrankung, deren Inzidenz weiterhin
unterschätzt wird und die bei einem erheblichen Anteil der Patienten zu
permanenten motorischen Defiziten führt, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit Konstriktionen und Torsionen der betroffenen Nerven
geschuldet sind. Eine möglichst frühzeitige operative Therapie
dieser Patienten ist zu empfehlen. Mit einer Epi- und Perineuriotomie
können in der Regel sehr gute Ergebnisse erzielt werden. In seltenen
Fällen sind eine End-zu-End-Naht oder eine autologe Transplantation
erforderlich.
Cited by
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