Affiliation:
1. Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für Klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
2. Institut für Tierpathologie, Zentrum für Klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
3. Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen, Veterinärwissenschaftliches Department, Ludwig-Maximilians-Universität München
Abstract
ZusammenfassungEin 10 Monate alter, männlich intakter Rhodesian Ridgeback wurde wegen chronischen Dickdarmdurchfalls und Hämatochezie vorgestellt. Der Hund stammte aus Deutschland und hatte das Land nie verlassen. Die Laboruntersuchung des vorbehandelnden Tierarztes ergab neben einer Neutrophilie eine Hyperkaliämie und eine Hyponatriämie. Mit einem Serumbasalkortisolwert von 4,3 µg/dl konnte ein Hypoadrenokortizismus weitgehend ausgeschlossen werden. Eine vom Tierarzt durch geführte antibiotische Behandlung hatte keine Besserung bewirkt. Daher war der Hund mit Prednisolon behandelt worden. Unter 2-wöchiger Prednisolongabe kam es zu einer deutlichen Verstärkung des Durchfalls sowie einem Gewichtsverlust von 6 kg. Bei Vorstellung an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München war der Hund im Allgemeinbefinden mittelgradig reduziert, deutlich abgemagert, dehydriert, hypovolämisch und hatte eine rektale Körpertemperatur von 39,6 °C. Bei der sonografischen Untersuchung zeigte sich eine generalisiert verdickte Dickdarmwand und koloskopisch eine hochgradig ulzerativ veränderte Dickdarmschleimhaut. Histologischer Befund war eine ulzerative granulomatöse Kolitis. Durch die Periodic-Acid-Schiff-Reaktion ließen sich in den Schnitten der Dickdarmbioptate mikrobielle Strukturen darstellen, die für eine Algeninfektion diagnostisch waren. Die bei der mikrobiellen Untersuchung anzüchtbaren Prototheken wurden mittels MALDI-TOF-MS als Prototheca zopfii identifiziert. Zum Nachweis einer möglichen Immundefizienz wurden die Immunglobuline im Serum bestimmt. Die IgM-Konzentration war erniedrigt, während sich IgG- und IgA-Konzentration im Referenzbereich befanden. Aufgrund der Verschlechterung des Allgemeinbefindens, der vorsichtigen Prognose und der hohen Kosten eines Therapieversuchs wurde der Hund eine Woche später euthanasiert und der Tierkörper pathologisch untersucht. Histopathologisch wurden Prototheken auch in den abdominalen Lymphknoten, jedoch nicht in den Augen oder im zentralen Nervensystem identifiziert. Der Fall zeigt, dass eine Prototheken-Infektion auch bei Hunden aus Deutschland als Differenzialdiagnose für chronischen Dickdarmdurchfall in Betracht gezogen werden sollte, insbesondere bei Patienten mit ulzerativer granulomatöser Kolitis. Sie kann bei der histologischen Untersuchung ohne Spezialfärbung leicht übersehen werden.
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Cited by
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1. Protothekose des Hundes;kleintier konkret;2024-08