Affiliation:
1. Klinik für Palliativmedizin, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen University,
Abstract
ZusammenfassungDas Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und die toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) gehören zu den schwerwiegendsten dermatologischen Krankheitsbildern. Sie sind immunvermittelte, kutane Nebenwirkungen, verlaufen oft hochakut und haben eine Mortalität von 30%. Die Inzidenz eines SJS/TEN liegt bei 1–2 Fällen/1000000, wobei das SJS bis zu 3-mal häufiger auftritt als ein TEN. Als Hochrisiko-Medikamente für das Auftreten eines SJS/TEN wurden unter anderem Sulfonamidantibiotika, Antiepileptika, nichtsteroidale Antiphlogistika vom Oxicam-Typ und Allopurinol identifiziert. In der Literatur werden verschiedenste weitere Substanzen benannt, die diese Hautreaktion verursachen können. Es ist einer der wichtigsten Behandlungsschritte bei einem SJS/TEN, das möglicherweise auslösende Medikament zu identifizieren und abzusetzen. Bei Polypharmazie – insbesondere auch bei Palliativpatientinnen und -patienten – kann das eine Herausforderung sein. Die systemische Behandlung eines SJS/TEN wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert. In jedem Fall wichtig ist eine adäquate Lokal- und additive Therapie. Die Behandlung eines SJS/TEN sollte multidisziplinär erfolgen. Wir berichten über den Fall einer 77-jährigen Palliativpatientin, die innerhalb von 2 Wochen eine toxisch epidermale Nekrolyse entwickelte. Als möglicherweise auslösende Medikamente konnten wir Hydrochlorothiazid, Sertralin und Metamizol identifizieren.