Affiliation:
1. Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft,
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
2. Stabsstelle Unternehmenssteuerung, AOK Sachsen-Anhalt – Die
Gesundheitskasse, Magdeburg, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Sachsen-Anhalt hat im Vergleich der Bundesländer den höchsten
Altenquotienten und mit der weiteren Alterung der Bevölkerung wird der Anteil
der Pflegebedürftigen absehbar steigen. Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die
pflegerische Versorgung beeinflusst, die Inanspruchnahme von Leistungen
reduziert und zu Veränderungen in den Pflegearrangements geführt. Ziel dieser
Arbeit ist es, die Entwicklung der Pflege in Sachsen-Anhalt unter
Berücksichtigung der gesetzlichen Änderungen, der Pandemie und der Entwicklung
nach Aufhebung der Kontaktsperre zu analysieren.
Methode Die Analyse verwendet aggregierte und anonymisierte Daten von
pflegebedürftigen Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt aus den Jahren 2017 bis
2022. Es werden zeitliche Veränderungen in der Inanspruchnahme verschiedener
Pflegeleistungen untersucht.
Ergebnisse 2017 sind 64.591 Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt
pflegebedürftig. Die Prävalenz nimmt über die Beobachtungsjahre kontinuierlich
zu. Für den Pflegegrad (PG) 1 ist in den ersten Jahren nach dessen Einführung
von 2017–2019 der deutlichste und stärkste Anstieg zu verzeichnen. Der
überwiegende Anteil der pflegebedürftigen Personen (41–44%) ist in PG 2
eingestuft. Insgesamt zeigt sich ein stetig zunehmender Anteil der Geldleistung
bereits seit 2017 von 40,5% zu 50,3% im Jahr 2022. Parallel sinkt der Anteil des
stationären Leistungsbezugs in allen PG, am deutlichsten in PG 2. Dieser
gegenläufige Trend, die Zunahme der ambulanten Versorgung und Abnahme der
stationären Versorgung besteht bereits seit 2017, verstärkt sich aber ab 2020,
dem Pandemiezeitraum.
Schlussfolgerung Die Analyse zeigt seit der Einführung des neuen
Pflegebedürftigkeitsbegriffs einen Zuwachs an pflegebedürftigen Personen, wobei
solche mit erheblichen Beeinträchtigungen (PG 2) den größten Teil ausmachen. Es
ist ein deutlicher Anstieg der Personen mit Geldleistung und ein Rückgang der
stationären Versorgung zu verzeichnen. Im Vergleich zur bundesweiten AOK-Analyse
zeigt Sachsen-Anhalt eine stärkere Nutzung ambulanter Pflegedienste in
häuslichen Arrangements. Die Analyse während der COVID-19-Pandemie zeigt eine
verstärkte Tendenz zur häuslichen Pflege, aber keine grundlegende Veränderung.
Besondere Situationen wie Kontaktbeschränkungen könnten die Nutzung bestimmter
Pflegeleistungen beeinflusst haben. Zukünftige Forschungen sollten die
Gestaltung häuslicher Pflegearrangements und die Bedürfnisse der Betroffenen
genauer untersuchen.
Reference19 articles.
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