Affiliation:
1. Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung, Hofgut
Neumühle, Münchweiler an der Alsenz
2. Regierungspräsidium Gießen, Dez. 51.2
Qualitätssicherung für Öko-, pflanzliche Produkte und
Milch, Wetzlar
3. Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz, Rindergesundheitsdienst,
Koblenz
4. Institut für Biometrie, Epidemiologie und
Informationsverarbeitung (IBEI); WHO Collaborating Centre for Research and
Training for Health at the Human-Animal-Environment Interface; Stiftung
Tierärztliche Hochschule Hannover
Abstract
Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Mit der Verordnung (EU) 2019/6 ist das
antibiotische Trockenstellen gesamter Milchkuhherden nicht mehr ohne weiteres
möglich. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das selektive
antibiotische Trockenstellen (SDCT) zu etablieren. Mit Veröffentlichung
der Ergebnisse der PraeRi-Studie in 2020 liegen systematische Angaben
für die Umsetzung der SDCT in den Betrieben für mehrere
Bundesländer vor. Für Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen
existieren solche Informationen nur aus einzelnen Projekten. Daher war es Ziel
dieser Umfrage, mehr über die Umsetzung von SDCT in Betrieben dieser
Bundesländer zu erfahren.
Material und Methoden Ein Onlinefragebogen wurde über Newsletter
und Bauernblätter an Landwirte im genannten Einzugsgebiet adressiert.
Erfragt wurde die Einsparung von Antibiotika beim selektiven Trockenstellen, die
Kriterien zur Entscheidung (Zellzahlen Milchleistungsprüfung [MLP],
Mastitishistorie, mikrobielle Milchuntersuchungen, California Mastitis Test),
die Anwendung von Zitzenversieglern und die Art des Trockenstellens
(abrupt/graduell).
Ergebnisse Die Rücklaufrate der auswertbaren Fragebögen
(n= 103) lag, in Relation zu den Betrieben des Einzugsgebiets, bei ca.
1% (Hessen), 3% (Saarland) und ca. 5% (Rheinland-Pfalz).
Rund 29% der Landwirte stellten 1 von 4 Kühen, 20% die
Hälfte, 23% 3 von 4 und 13% alle Kühe ohne
Antibiotikum trocken. Etwa 15% der Betriebsleiter stellten alle
Kühe mit Antibiotikum trocken. Dazu nutzten 89 Betriebsleiter die
Zellzahlen der MLP. Als weitere Kriterien wurden die Mastitishistorie, der
California Mastitis Test oder eine Kombination daraus genutzt. In 76 Betrieben
wurden die Kühe abrupt trockengestellt. In 79 Betrieben wurden
Zitzenversiegler eingesetzt.
Schlussfolgerungen Die SDCT ist in den meisten der befragten Betriebe
etabliert, auch wenn der Anteil dieser Tiere innerbetrieblich variiert. Nicht
nur wegen der rechtlichen Vorgaben müssen sich Landwirte mehr mit dem
Thema der SDCT beschäftigen. Auch Nachhaltigkeitsprogramme der
Molkereien setzen auf selektives Trockenstellen. Die bestandsbetreuenden
Tierärzte sollten bei der Umsetzung dieser Maßnahmen
unterstützend tätig sein, um eine gute Eutergesundheit bei
gleichzeitiger Reduktion von antimikrobiellen Stoffen zu erzielen.