Affiliation:
1. Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Chirurgische Universitätsklinik, Heidelberg, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungDas Pankreaskarzinom entwickelt sich aktuell zur zweithäufigsten Krebstodesursache im Jahr 2030. Auch wenn das 5-Jahres-Überleben nach wie vor schlecht ist, wurden in den vergangenen 2
Jahrzehnten relevante Fortschritte in der Therapie erzielt. Der Einsatz effektiver adjuvanter Chemotherapien nach Resektion hat das Überleben deutlich verlängert, daneben hat die
neoadjuvante Therapie dazu beigetragen, bei Tumoren mit initial grenzwertiger Resektabilität oder lokal fortgeschrittener Situation eine sekundäre Operation zu ermöglichen.Die aktuelle Kontroverse dreht sich um die Frage der neoadjuvanten Therapie in sowohl resektablen als auch grenzwertig resektablen Situationen, während Einigkeit bezüglich der Anwendung
neoadjuvanter Therapiestrategien bei irresektablen Tumoren besteht. Trotz aktuell rekrutierender als auch einiger kürzlich publizierter Studien bleiben die Daten mit hohem Evidenzgrad auf
diesem Gebiet spärlich. Eines der Hauptprobleme ist hierbei die Definition von Resektabilität, die traditionsgemäß anhand anatomischer Kriterien eingeschätzt wird. In den letzten Jahren ist
allerdings klar geworden, dass diese Definition sowohl die Tumorbiologie als auch die patientenbezogenen Prognosefaktoren zu wenig in Betracht zieht. Ein zweites Problem stellt die
Standardisierung der neoadjuvanten Therapieprotokolle dar. Im Gegensatz zum adjuvanten Setting, in dem große randomisiert-kontrollierte Studien klare Standards vorgeben, werden weltweit
verschiedenste neoadjuvante Protokolle verwendet.Es gibt daher aktuell keine klare Empfehlung, welches Therapieprotokoll für welchen Patienten im neoadjuvanten Setting gewählt werden sollte. Des Weiteren ist die Erfolgskontrolle nach
neoadjuvanter Therapie nicht klar definiert, und häufig ist der Verlauf von CA 19–9 als der am häufigsten verwendete Tumormarker das Einzige, was bei der klinischen Beurteilung hilft,
insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass die Bildgebung nur selten das tatsächliche Tumoransprechen abbildet.In Bezug auf die aktuellen Leitlinien sollten Patienten mit resektablen Tumoren nicht außerhalb von Studien neoadjuvant therapiert werden, während die Empfehlungen für grenzwertig
resektable Befunde länder- und fachgesellschaftsspezifisch variieren.Diese Übersichtsarbeit fasst den gegenwärtigen Stand der Literatur zur neoadjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms zusammen und legt dabei einen Schwerpunkt auf das Vorgehen in der primär
resektablen Situation.
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1. Editorial;Zentralblatt für Chirurgie - Zeitschrift für Allgemeine, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie;2022-04