Affiliation:
1. Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatology, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
Abstract
ZusammenfassungDie Spondyloarthritiden (SpA) umfassen eine Gruppe von Erkrankungen, die durch ähnliche klinische Manifestationen und gemeinsame genetische Assoziationen gekennzeichnet sind. Die axialen Manifestationen umfassen Entzündungen im Achsenskelett, insbesondere in den Sakroiliakalgelenken und in den Wirbelkörpern; bei den peripheren Gelenkmanifestationen dominieren Enthesitiden und Daktylitiden neben oligoartikulären asymmetrischen Arthritiden. Die Pathogenese und Krankheitsentwicklung wird stark durch genetische Anlagen bestimmt. HLA-B27 gilt als wichtigster genetischer Risikofaktor, wobei die pathogenetische Funktion von HLA-B27 nach wie vor ungeklärt ist. Daneben wurden in genomweiten Assoziationsstudien u. a. Risikovarianten in Genen, die den Interleukin (IL)-23-IL-17 Signalweg kontrollieren, identifiziert. Die Bedeutung dieses Signalweges spiegelt sich auch in der klinischen Wirksamkeit von IL-17 Inhibitoren bei Patienten mit SpA wider. Histologische Untersuchungen axialer Krankheitsmanifestationen zeigten ein entzündliches Grauationsgewebe, welches destruierende und reparative Eigenschaften besitzt. So fanden sich neben dem Fibroblasten-reichen Granulationsgewebe randständige Osteoklasten, die die Destruktion der Knochenendplatte vorantreiben und Osteoblasten, die Knochenneubildung vermitteln. In Analysen der IL-23- und IL-17-Expression in Wirbelkörperproben von Patienten mit ankylosierender Spondylitis fand sich die Expression dieser Zytokine v. a. in myeloiden Zellen. Im Tiermodell wurden IL-23 Rezeptor-exprimierende Zellen in Sehnenansätzen identifiziert. Auf IL-23 Exposition reagierten diese Zellen mit der Expression von IL-17 und IL-22, was zur lokalen Entzündung gefolgt von Knochenneubildung führte. Neben der genetischen Assoziation besteht bei der SpA eine große Überlappung mit dem Bestehen einer Psoriasis oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED). Darüber hinaus fand sich bei einem Großteil der SpA-Patienten, die keine klinischen Zeichen einer CED zeigen, ebenfalls eine mikroskopische Darmentzündung. Es wird angenommen, dass die entzündlichen Reaktionen an Grenzflächen im Kontext von HLA-B27 zur Entwicklung der axialen und peripheren Gelenkentzündung beitragen, wobei unklar ist, ob Translokation bakterieller Antigene oder die Immunaktivierung im Darm über die Freisetzung löslicher Faktoren oder eine Kreuzreaktivität zwischen mikrobiellen und Gelenkantigenen zu den typischen SpA-Gelenkentzündungen führt.