Affiliation:
1. Institut für Angewandte Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Würzburg, GERMANY
2. Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften HS Gesundheit Bochum - Hochschule für Gesundheit,
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Vorsorgedokumente sind bedeutsame Instrumente zur Wahrung der Autonomie bei einwilligungsunfähigen Patientinnen und Patienten und werden von vielen Gesundheitsfachkräften in ihrer beruflichen Praxis als hilfreich angesehen. Ihr Wissen zu den Dokumenten ist jedoch unbekannt. Fehlvorstellungen können Entscheidungen am Lebensende ungünstig beeinflussen. Diese Studie erfasst das Wissen von Gesundheitsfachkräften zu Vorsorgedokumenten sowie relevante Korrelate.
Methoden Im Jahr 2021 erfolgte eine Befragung von Gesundheitsfachkräften verschiedener Berufsgruppen in Würzburg mittels eines standardisierten Fragebogens, u.a. zu Vorerfahrungen mit, Beratung zu und Anwendung von Vorsorgedokumenten, sowie mittels eines objektiven Wissenstests mit 30 Fragen. Neben der deskriptiven Analyse der Wissensfragen wurde der Einfluss verschiedener Parameter auf den Wissensstand geprüft.
Ergebnisse Es nahmen 363 Gesundheitsfachkräfte aus unterschiedlichen Versorgungssettings teil, u.a. Ärzte, Sozialarbeiter, Pflegefachkräfte und Rettungsdienstpersonal. 77,5% arbeiteten in der Patientenversorgung, wovon 39,8% täglich bis mehrfach pro Monat Entscheidungen auf Basis einer Patientenverfügung trafen. Hohe Quoten inkorrekter Antworten im Wissenstest belegen Wissenslücken zu Entscheidungen bei einwilligungsunfähigen Patienten; im Mittel wurden 18 von 30 Punkten erreicht. Signifikant bessere Ergebnisse im Wissenstest hatten Ärzte, männliche Gesundheitsfachkräfte und Befragte mit mehr persönlicher Erfahrung mit Vorsorgedokumenten.
Diskussion Die Gesundheitsfachkräfte weisen ethisch und berufspraktisch relevante Wissensdefizite sowie einen hohen Fortbildungsbedarf zu Vorsorgedokumenten auf. Vorsorgedokumente nehmen bei der Wahrung der Patientenautonomie eine wichtige Rolle ein und sollten in der Aus- und Fortbildung unter Beteiligung nicht ärztlicher Berufsgruppen mehr Beachtung finden.
Funder
Bundesministerium für Gesundheit