Affiliation:
1. Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Universitätsmedizin Mainz
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Im Jahr 2003 wurden die Disease-Management-Programme (DMP) zur Verbesserung der Versorgung chronisch kranker Patienten im ambulanten Bereich eingerichtet. Seitdem wurde insbesondere unter Hausärzten immer wieder kontrovers über Sinn und Nutzen der strukturierten Behandlungsprogramme diskutiert. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, welche Einstellungs- und Erfahrungswerte Hausärzte in Bezug auf DMP vertreten, wie sie diese anderthalb Dekaden nach ihrer Einführung bilanzieren und wo sie Verbesserungsbedarfe ausmachen.
Methoden Mittels schriftlicher Befragung wurden zwischen April und Juni 2019 insgesamt 752 Hausärzte in Hessen befragt. Neben der deskriptiven Analyse kam eine Faktorenanalyse zum Einsatz.
Ergebnisse 59 % der Befragten beurteilen die DMP positiv und erachten sie als nützlichen Beitrag zur hausärztlichen Versorgung. 89 % nehmen zurzeit an einem oder mehreren DMP teil, wobei 52 % angeben, dass die Therapie der in DMP einbezogenen Patienten stark profitiert hat. Besonders positiv wird die Sicherstellung einer regelmäßigen, strukturierten Patientenbetreuung und die Verbesserung der Compliance gesehen. Ebenfalls wird konstatiert, dass die diagnostischen und therapeutischen Kenntnisse durch die DMP-Teilnahme erweitert werden konnten. 58 % richten sich prinzipiell nach den DMP-Empfehlungen zur (medikamentösen) Therapie. Kritisiert werden Dokumentationspflichten und häufige organisatorische Veränderungen an den Programmen. Eine weitgehende Starrheit des DMP-Konzepts führt aus Sicht der Befragten zu einer übertriebenen Einengung von Handlungsspielräumen und gelegentlich zu Komplikationen im Praxisablauf. Die Kooperation mit fachärztlichen Kollegen wird innerhalb von DMP häufig als unbefriedigend erlebt.
Schlussfolgerung Vordringlich für eine substanzielle Verbesserung von DMP aus hausärztlicher Sicht erscheinen eine Vereinfachung des Dokumentations- und Verwaltungsaufwands, eine besser geregelte und reibungslosere Zusammenarbeit mit anderen Versorgungsebenen, eine Einräumung von mehr Entscheidungsflexibilität, ein größeres und differenzierteres Angebot an Pflichtschulungen, der verstärkte Einbezug von hausärztlichen Erfahrungen im Prozess der DMP-Weiterentwicklung sowie eine bessere Honorierung.
Cited by
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