Affiliation:
1. Klinik für Gefäßchirurgie und Phlebologie, Contilia Gruppe, Elisabeth-Krankenhaus, Essen, Deutschland
2. Abteilung für Gefäßchirurgie - Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, LMU Klinikum München, München, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungDie EVAR (englisch: Endovascular Aortic Repair) ist inzwischen die häufigste Methode zur
Ausschaltung eines Bauchaortenaneurysmas, birgt jedoch prinzipiell und – nach neusten
Erkenntnissen klinisch bestätigt – die Gefahr später auftretender Komplikationen. Diese
können u. a. durch ein (spätes) Aneurysmasackwachstum entstehen. Sind konservative und
interventionelle Therapiemaßnahmen diesbezüglich ausgeschöpft, so ist eine offene Konversion
vonnöten, um einer Aneurysmaruptur vorzubeugen. Hierzu stehen mehrere Verfahren zur
Verfügung, bei denen die EVAR-Prothese komplett erhalten werden kann oder (partiell)
entfernt wird. Die späte offene Semikonversion mit In-situ-Erhalt der EVAR-Prothese und
Raffung des Aneurysmasacks kann für den Patienten im Vergleich zur vollständigen Konversion
eine weniger belastende Operationsmethode darstellen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die
Darstellung der Operationsmethode samt Indikationen und technischen Hinweisen sowie die
Präsentation der Ergebnisse im rezenten klinikeigenen Patientenkollektiv.Alle Patienten, die in unserer Klinik für Gefäßchirurgie und Phlebologie aufgrund einer
(Typ-II-)Endoleckage semikonvertiert wurden, wurden eingeschlossen. Alle Daten werden als n
(%) bzw. Median (Spannweite) angegeben.Zwischen 6/2019 und 3/2023 wurde bei 13 Patienten eine Semikonversion durchgeführt.
Diese fand 6 (2–12) Jahre (Median, Spannweite) nach der initialen EVAR statt, der
Aneurysmasackdurchmesser lag zum Zeitpunkt der Semikonversion bei 69 mm (58–95 mm). Die
Operationszeit lag bei 114 min (97–147 min), der Blutverlust bei 100 ml (100–1500 ml). Fünf
(38%) Patienten erhielten intraoperativ, 2 (15%) postoperativ Bluttransfusionen. Der
Aufenthalt auf der Intensivstation dauerte 1 (1–5) Tage, die Hospitalisationszeit betrug 8
(6–11) Tage. Postoperative Komplikationen waren Darmatonie (3 [23%], 1 [8%] mit
Nausea/Emesis und Magensondeneinlage), Anämie (2 [15%]), Hyponatriämie (2 [15%]), Delir (1
[8%]), COVID-19-Infektion (1 [8%]) sowie 1 [8%] intraabdominelle Nachblutung mit der
Indikation zur operativen Revision und der Transfusion von 8 EKs.Die Semikonversion ist eine sicher durchführbare und mit weniger schweren Komplikationen
behaftete Operationsmethode für ein ausgewähltes Patientenkollektiv und sollte als
Alternative zu invasiveren Methoden mit (partieller) Prothesenentfernung in Betracht gezogen
werden. Weitere Untersuchungen zum Vergleich der Semikonversion mit der vollen Konversion
sind im Langzeitverlauf notwendig um ihre Vorteile zu belegen.