Affiliation:
1. Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen
2. Institut für Allgemeinmedizin, Universität Würzburg
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Über ethische Konflikte und ihre Besonderheiten im ambulanten Bereich ist wenig bekannt. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Häufigkeit ethischer Konflikte und den Bedarf an professionellen Beratungsangeboten aus Sicht von Hausärzten zu erheben.
Methoden Eine Zufallsstichprobe von Hausärzten aus Niedersachsen wurde über Erfahrungen mit ethischen Konflikten in der Praxis sowie Wünsche an eine ambulante Ethikberatung schriftlich befragt.
Ergebnisse An der Befragung nahmen 456 Ärzte teil; das entspricht einer Teilnahme von 45,6 %. Mit dem Konflikt „Absetzen von Arzneien bei mittlerweile fraglichem Nutzen für den Patienten“ sahen sich 80 % der Hausärzte mindestens einmal im Vierteljahr konfrontiert (95 %-Konfidenzintervall: 76,0 bis 83,6 %). Weitere häufig genannte Konflikte waren die „Fortsetzung einer potenziell kurativen Therapie, die schlecht vertragen wird“ (68 %; 63,3 bis 72,0 %) und die „Sinnhaftigkeit diagnostischer Maßnahmen zur Früherkennung bei bereits schwerkranken Patienten“ (62 %; 57,7 bis 66,8 %). Etwa 30 % (138/451) aller Befragten wünschten sich eine ambulante Ethikberatung, besonders häufig wurde eine Ethikberatung in telefonischer Form gewünscht.
Diskussion Zwar erlebten Hausärzte einige der geschilderten ethischen Konflikte häufig, aber nur ein Drittel wünschte explizit eine ambulante Ethikberatung. Niederschwellige Angebote könnten Ethikberatung für Hausärzte attraktiver machen.