Affiliation:
1. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg
2. Supervisions- und Coachingdienst für Beschäftigte, Universitätsklinikum Freiburg
3. Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
4. Abteilung für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie, Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
5. Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad
Abstract
Zusammenfassung
Zielsetzung Die Studie war ein Teil einer größeren, randomisiert-kontrollierten Studie, in der die Effekte kultursensitiver Patienteninformationsmaterialien (PIM) im Vergleich mit übersetzten PIM evaluiert wurden. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, Daten zur Entwicklung von PIM zu unipolarer Depression für die 4 größten Gruppen von Menschen mit Migrationshintergrund (türkischer, polnischer, russischer und italienischer Migrationshintergrund) in Deutschland zu gewinnen.
Methode Im Rahmen einer qualitativen Studie wurde pro Migrantengruppe jeweils eine leitfadenbasierte Fokusgruppe (FG) mit insgesamt n=29 Teilnehmenden (n=9 mit türkischem (TüG), n=8 polnischem (PoG), n=5 russischem (RuG), n=7 italienischem (ItG) Migrationshintergrund) durchgeführt, aufgezeichnet, transkribiert und mittels eines qualitativ-inhaltsanalytischen Analysemodells ausgewertet.
Ergebnisse Es konnten 7 Kategorien identifiziert werden. Über alle 4 FG wurde kulturübergreifend als wichtig die (1.) Gestaltung einer guten kultursensitiven PIM durch eine einfache Sprache, eine klare Struktur, einen überschaubareren Informationsumfang sowie die Vermeidung von Stereotypien erachtet. (2.) Informationsdefizite über das Gesundheitssystem zeigten sich v. a. bei der RuG und der PoG. Bezogen auf das (3.) Krankheitsbild der Depression wurden von der RuG Schwierigkeiten bzgl. des Erkennens und des Verstehens einer Depression beschrieben. In der PoG, der RuG und der TüG wurde die (4.) befürchteten Folgen der Erkrankung sowie der Inanspruchnahme professioneller Hilfe thematisiert. In den ItG, PoG und RuG wurden Angstgefühle aufgrund von Wissenslücken im Zusammenhang mit (5.) Psychopharmaka beschrieben. In der Kategorie (6.) Arzt-Patienten-Beziehung konnten kulturspezifische Besonderheiten für die RuG und die TüG und in der Kategorie (7.) migrations- und kulturspezifische Depressionsursachen für die RuG, die ItG und die TüG identifiziert werden.
Schlussfolgerung Obwohl einige Kategorien kulturübergreifend für alle bzw. für die Mehrheit untersuchter Migrantengruppen eine Relevanz zeigten, waren bei einer Vielzahl von Kategorien kulturelle Spezifika erkennbar. Dies spricht für die Wichtigkeit einer kultursensitiven Anpassung von PIM.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology
Cited by
1 articles.
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