Affiliation:
1. Bereich Arbeitsmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Die Erhaltung einer arbeitshygienisch und mikrobiologisch einwandfreien Raumluft, insbesondere in Operationssälen, soll durch die Verwendung von raumlufttechnischen Anlagen (RLTA) gewährleistet werden. Diese sollen u. a. die Zahl an Partikeln und Keimen in der Luft unter empfohlenen Grenzwerten halten. Um die regelrechte Funktion sicherzustellen, werden in festgelegten Abständen Kontrolluntersuchungen unter Ruhebedingungen, frühmorgens vor offiziellem OP-Beginn durchgeführt. Ziel dieser Studie ist es, den Effekt von verschiedenen Belüftungsarten auf die Raumluftqualität in einer medizinischen Einrichtung anhand der Untersuchungsergebnisse aufzuzeigen.
Methodik In der Studie wurden Messprotokolle von 34 Operationssälen aus einem Zeitraum von 10 Jahren ausgewertet. 29 Operationssäle wurden mittels turbulenzarmer Verdrängungsströmung belüftet, 5 mittels turbulenter Mischströmung. In allen 34 Operationssälen wurde die Luftreinheit bez. der Höhe an Luftpartikelzahlen und Luftkeimzahlen untersucht. Gemessen wurde an Messpunkten 10 mm unterhalb der Zuluftdecke, im Bereich des OP-Tisches und außerhalb der Zuluftdecke.
Ergebnisse Luftpartikelzahlen an der Zuluftdecke lagen zwischen 0/m³ Luft und 4441/m³ und überschritten den empfohlenen Grenzwert nie. Luftkeimzahlen hingegen lagen bei 0 KBE/m³ bis 200 KBE/m³. In 10,9% der Messungen wurde hier der Grenzwert überschritten. Die Werte in Raummitte waren generell höher als an der Zuluftdecke. Es lagen signifikante Unterschiede (p < 0,001) zwischen den Werten an der Zuluftdecke oder am Bereich des OP-Tisches und Werten außerhalb der Zuluftdecke vor. Der Kontaminationsgrad im Bereich des OP-Tisches war je nach Belüftungsartsystem unterschiedlich (p < 0,001).
Schlussfolgerungen Die Auswertungen verdeutlichen, dass durch die Verwendung von RLT-Anlagen i. d. R. eine partikel- und keimarme Raumluft gewährleistet werden kann. Die Verwendung turbulenzarmer Verdrängungsströmung scheint dabei bessere Ergebnisse zu liefern als die turbulente Mischströmung. Eine ausreichend große Zuluftdecke kann das OP-Gebiet, den Instrumententisch, das operierende Personal und den Patienten vor Kontamination schützen. Von einer Auswirkung der Luftkontamination auf postoperative Wundinfektionen ist jedoch laut aktuellem Kenntnisstand nicht auszugehen. Die Messmethodik sollte hinsichtlich Optimierungsmöglichkeiten überdacht werden.