Affiliation:
1. Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Ulm, Deutschland
2. Universitätsklinik für Urologie und Andrologie, Paracelsus Medizinischen Universität, Salzburg, Österreich
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Die adjuvante intravesikale Instillation von Bacillus Calmette-Guérin (BCG) stellt bei Patienten mit nicht-muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (NMIBC) mit hohem Risiko die Therapie der ersten Wahl dar. Nichtsdestotrotz entwickeln etwa 40 – 50 % dieser Patienten trotz Therapie ein Rezidiv oder eine Progression. Die radikale Cystektomie (RC) stellt für diese sogenannten BCG-Versager die Therapie der ersten Wahl dar. Da jedoch nicht alle Patienten für eine RC geeignet sind oder diese ablehnen, gibt es einen Bedarf an konservativen Therapiealternativen. Ziel dieser Studie war die Erhebung von konservativen Therapieoptionen für Patienten mit NMIBC nach BCG-Versagen.
Material und Methoden Es erfolgte eine systematische Recherche in folgenden Literaturdatenbanken: Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), MEDLINE und EMBASE. Dabei wurden alle randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), quasi RCTs und single-Arm Studien von Patienten mit BCG-Versagen und einer Mindest-Patientenzahl von acht, die einer intravesikalen oder systemischen Therapie unterzogen wurden, eingeschlossen. Es wurden nur Publikationen in englischer Sprache berücksichtigt. Die Literaturrecherche und Datenanalyse erfolgte durch zwei Gutachter. Folgende Kriterien wurden erhoben: vollständiges Therapieansprechen (CR), Rezidiv, rezidivfreies Überleben (RFS), Krankheitsprogression und Rate an RC.
Ergebnisse 42 Publikationen mit einer Gesamtzahl von 3521 Patienten (davon 2371 BCG-Versager) wurden in die systematische Übersichtsarbeit eingeschlossen. Als konservative Therapieoptionen wurden Valrubicin, Taxane, Gemcitabin, Chemotherapie-Kombinationen, Thermochemotherapie, Photodynamische Therapie, Kombinationstherapie aus BCG und Interferon, zielgerichtete Therapien (targeted therapies) und Immuntherapien identifiziert. Die höchste klinische Evidenz konnte für Taxane, Gemcitabin und die Thermochemotherapie bei gleichzeitig geringer Toxizität festgestellt werden.
Schlussfolgerung Trotz teilweise guter Ansprechraten mit Taxanen, Gemcitabin und der Thermochemotherapie kann für Patienten mit BCG-Versagen keine Evidenz-basierte konservative Therapieoption empfohlen werden, die der RC überlegen ist. BCG-Versager stellen eine heterogene Patientengruppe dar. Der Begriff „BCG-Versagen“ wird in der Literatur uneinheitlich verwendet. Zur Identifikation von konservativen Therapieoptionen bei BCG-Versagern sind prospektiven Studien mit homogenem Design von großer Bedeutung.