Affiliation:
1. Blutspende Zürich, SRK, Zürich-Schlieren, Schweiz
Abstract
ZusammenfassungDie erste molekulare Analyse einer menschlichen Blutgruppe erfolgte 1983 mittels eines Restriktions-Fragment-Längen-Polymorphismus (RFLP) am System Xg. Seither wurden in unzähligen Studien die molekularen Ursachen für Blutgruppen und deren Antigene erforscht,und das resultierende Wissen für eine ständige Verbesserung der entsprechenden Analysemethoden verwendet. Die Untersuchung kausaler Punktmutationen (Single Nucleotide Polymorphism, SNP) aller 36 von der International Society for Blood Transfusion (ISBT) anerkannten Blutgruppensysteme erlaubt heute eine der Serologie ebenbürtige, exakte Vorhersage der Blutgruppenantigene. In Patienten wird die molekulare Blutgruppenbestimmung bevorzugt in Form von Einzelprobenanalytik für die Diagnose von RhD-Varianten eingesetzt, um damit transfusionsrelevante Entscheidungen bezüglich RhD zu treffen und um die Rh-Prophylaxe noch zielsicherer zu steuern. An Spenderproben und im Hochdurchsatz ermöglicht die Blutgruppen-Genotypisierung die Schaffung einer ausreichenden Anzahl von Spender-Datensätzen, um immunisierte Patienten bestverträglich zu transfundieren oder deren Immunisierung bereits im Ansatz zu vermeiden. Gleichzeitig werden heutzutage an den gleichen Proben zusätzlich eine Vielzahl weiterer SNPs zur Identifikation von Spendern mit seltener Negativität für hochfrequente Antigene getestet. Derartig umfassende Spender-Datensätze werden bereits ideal genutzt für „In-silico-Kreuzproben“ eingesetzt. Next Generation Sequencing (NGS) ist auch in der Transfusionsmedizin der „neue Stern am Horizont“ und wird vermutlich innert weniger Jahre eine wichtige Rolle in der Analyse kompletter Blutgruppengenome (chronischer) Empfänger spielen. Blutgruppenbestimmung als frühestes Beispiel echter personalisierter Medizin wird in ihrer molekularen Version mit dazu beitragen, den gebührenden Platz der Transfusionsmedizin in der modernen Medizin zu behaupten.