Affiliation:
1. Universitätsmedizin Mannheim, II. Medizinische Klinik, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizinische Fakultät Mannheim, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Eine Antibiotikaprophylaxe bei Patienten mit oberer gastrointestinaler Blutung bei Leberzirrhose reduziert das Risiko für bakterielle Infektionen sowie die Frühmortalität signifikant. Ziel der Studie ist es, den aktuellen Stand der Antibiotikaprophylaxe in gastroenterologischen Abteilungen in Deutschland zu erheben.
Methodik Evaluation zu Indikation, Dauer und Wahl des Antibiotikums bei einer Ösophagusvarizenblutung bei Leberzirrhose durch eine Befragung von gastroenterologischen Abteilungen in Deutschland.
Ergebnisse Von 779 kontaktierten Gastroenterologien haben 326 an der Studie teilgenommen. 98,5 % der befragten Kliniken führen eine prophylaktische Antibiotikagabe bei Ösophagusvarizenblutungen bei Leberzirrhose durch (n = 321/326). Das Child-Pugh-Stadium der Leberzirrhose war nur in 7,1 % (n = 23/322) der Fälle wichtig bei der Entscheidung zur Antibiotikagabe. Eine prophylaktische Antibiotikatherapie wurde auch in 19,4 % (n = 62/320) der Fälle vor einem elektiven Ösophagusvarizenbanding ohne Blutung gegeben. Cephalosporine der 3. Generation sind die am häufigsten verwendeten Antibiotika (66,5 %; n = 248/373), gefolgt von Fluorchinolonen (19,9 %; n = 74/373). Die Prophylaxe wird in 32,3 % der Fälle (n = 104/322) für 3 Tage durchgeführt, in 9,3 % (n = 30/322) für 1 Tag und entsprechend nur in 24,8 % (n = 80/322) über den in den deutschen Leitlinien empfohlenen Zeitraum von 7 Tagen. Ein hausinterner SOP (standard of procedure) zur Antibiotikaprophylaxe ist nur in 45,1 % (n = 147/326) vorhanden.
Schlussfolgerung Unsere Studie zeigt, dass die angewandten Standards zur prophylaktischen Antibiotikatherapie bei Ösophagusvarizenblutungen in Deutschland stark variieren. Studien zur notwendigen Dauer der Prophylaxe und zur Abhängigkeit vom Stadium der Leberzirrhose könnten unnötige Antibiotikagabe verhindern. Das Vermeiden einer Antibiotikaprophylaxe bei einem elektiven Banding von Ösophagusvarizen, die nicht empfohlen und von knapp 20 % der Teilnehmer durchgeführt wird, könnte schon jetzt den Antibiotikaverbrauch reduzieren.