Affiliation:
1. Abteilung für Transfusionsmedizin, Zelltherapeutika und Hämostaseologie, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München
2. Abteilung für Thoraxchirurgie, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München
Abstract
ZusammenfassungEine 60-jährige Patientin zeigte 2 Wochen nach Lungentransplantation mit anfänglich guter Organfunktion einen Abfall der Thrombozyten, intermittierendes Fieber unklarer Genese, Diarrhö und eine zunehmende Verschlechterung des Allgemeinzustands. Die laborchemische, mikrobiologische und bildgebende Diagnostik ergab keine Erklärung für die Symptome. Unter der Differenzialdiagnose einer Abstoßung konnte anhand der Lungenbiopsie keine zelluläre Abstoßung festgestellt werden. Im Gegensatz zum Serumbefund vor Transplantation konnten im Serum 3 Wochen nach Transplantation erstmalig HLA-Antikörper mit hohen Signalstärken nachgewiesen werden, aber nicht wie erwartet gegen den Lungendonor, sondern gegen die Lungenempfängerin gerichtet. Die parallel durchgeführte Chimärismusdiagnostik aus peripherem Blut ergab einen Spenderanteil von 0,6%. Die Aufarbeitung der Lungenspenderanamnese (Z. n. Lebertransplantation 4 Tage vor Organspende, Transfusionen und Schwangerschaften) erhärteten den Verdacht eines „Passenger Lymphocyte Syndrome“ (PLS) mit den klinischen Symptomen einer Graft-versus-Host-Reaktion (GvHD). In den weiteren Wochen nach Transplantation verringerten sich die Signalstärken der empfängerspezifischen HLA-Antikörper und es konnten zu keinem Messzeitpunkt donorspezifische HLA-Antikörper nachgewiesen werden. Der Spenderanteil im peripheren Blut ging ebenfalls in der Verlaufskontrolle zurück. Zwölf Wochen nach Transplantation wurde die Patientin in die Rehabilitation entlassen. Anhand dieser Kasuistik soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die im Rahmen einer Lungentransplantation ebenfalls transplantierten immunkompetenten Spenderlymphozyten ein mitunter komplikationsreiches PLS mit den klinischen Zeichen einer GvHD verursachen können.