Effektivität und Risiken der tiefen lateralen knöchernen Orbitadekompression mit Entfernung der Orbitakante bei endokriner Orbitopathie

Author:

Horn Maren1,Schittkowski Michael1

Affiliation:

1. Klinik für Augenheilkunde, Bereich Strabologie, Neuroophthalmologie und okuloplastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Die endokrine Orbitopathie ist die häufigste extrathyroidale Manifestation einer Autoimmunthyreopathie. In der ausgebrannten fibrotischen Phase können ein Exophthalmus, Doppelbilder und eine Lidretraktion zurückbleiben, die ggf. mehrere rehabilitative chirurgische Eingriffe erfordern. Die orbitale Dekompression ist ein etabliertes Verfahren in der operativen Therapie der endokrinen Orbitopathie, um einen Exophthalmus zu reduzieren. Ziel der Arbeit war, die Technik der tiefen lateralen knöchernen Orbitadekompression mit Entfernung der Orbitakante in Hinblick auf Effektivität und Komplikationen zu evaluieren. Patienten und Methoden In einer retrospektiven Fallserie wurden alle zwischen 2008 und 2015 in der Augenklinik der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführten Dekompressionsoperationen in Hinblick auf Exophthalmusreduktion, Diplopie (Gorman Score) sowie Komplikationen analysiert. Die OP-Technik umfasste die Entfernung der lateralen Orbitawand (Ausmaß und Tiefe individuell angepasst) sowie (partiell) des extrakonalen Fettgewebes über einen Hautschnitt im lateralen Lidwinkel („swinging eyelid approach“). Ergebnisse 195 Dekompressionsoperationen an 127 Patienten wurden eingeschlossen. Die mittlere Exophthalmusreduktion betrug 4,0 ± 1,2 mm (Min. 1,5; Max. 7,5 mm). Bei 47 Patienten (37,0%)/77 Operationen (39,5%) bestand präoperativ keine Diplopie. Postoperativ wurde bei 3 dieser Patienten/3 Orbitae (6,4/3,9%) eine „new-onset“-Diplopie dokumentiert (2,4% aller Patienten, 1,5% aller Operationen). Einer der 3 Patienten hatte Doppelbilder in Primärposition (0,8% aller Patienten, 2,1% der Patienten ohne präoperative Diplopie), die 2 weiteren Patienten gaben blickrichtungsabhängige Doppelbilder an. Eine postoperative Verbesserung der Doppelbilder zeigte sich bei 19 Patienten (15,0% aller Patienten, 23,8% der Patienten mit präoperativen Doppelbildern) bzw. nach 19 Operationen (9,7% aller 195 Eingriffe, 16,1% der Fälle mit präoperativer Diplopie). Bis auf eine starke postoperative Blutung in einem Fall, die chirurgisch erfolgreich und folgenlos saniert werden konnte, traten keine schwerwiegenden Komplikationen auf. Dokumentiert wurden eine sichtbare Narbenbildung in 6 Fällen (3,1%), eine temporale Einziehung in 3 Fällen (1,5%), Oszillopsien beim Kauen in 3 Fällen (1,5%) und eine Desinsertion der lateralen Kanthusregion in 2 Fällen (1%). Schlussfolgerung Die tiefe laterale knöcherne Orbitadekompression unter Einschluss des vorderen Orbitarandes stellt eine sichere und effektive Methode zur Reduktion des Exophthalmus bei endokriner Orbitopathie dar.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Ophthalmology

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