Affiliation:
1. Abteilung Internistik, Klinik für Kleintiere, Universität
Leipzig
2. Abteilung Chirurgie, Tierärzte IVC Evidensia GmbH, Tierklinik Hofheim,
Hofheim am Taunus
3. Abteilung Intensiv- und Notfallmedizin, Kleintierklinik,
Ludwig-Maximilian-Universität München
Abstract
Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Ziel dieser retrospektiven Studie war die Analyse der
klinischen Symptome bei nachgewiesenen oder vermuteten Vergiftungen sowie deren
Behandlungen und klinischen Verläufen bei Hunden, die über einen Zeitraum von 5
Jahren in der Notaufnahme einer überregionalen Kleintierklinik vorgestellt
wurden.
Material und Methoden Die Krankenakten von 634 Hunden wurden mit Hinblick
auf eine bestätigte oder vermutete Vergiftung, die entsprechenden klinischen
Symptome, Behandlung sowie den klinischen Verlauf und Ausgang ausgewertet. Die
Wahrscheinlichkeit einer Vergiftung wurde anhand der Anamnese, der klinischen
Befunde, der Beobachtung der Giftstoffaufnahme, der toxikologischen Untersuchung
und – in einigen Fällen – der Ingesta im Gastrointestinaltrakt eingestuft.
Ergebnisse Die meisten Hunde wurden stationär aufgenommen (77%) aufgrund
von Vergiftungen mit meist unbekannten Giftstoffen (33%), Speiseresten (18%),
Rodentiziden (10%), tremorgenen Mykotoxinen (8%), Medikamenten (7%) und
verschiedenen Pflanzen (7%), gefolgt von Partydrogen (4%), Chemikalien (4%),
Molluskiziden (3%), Antiparasitika (2%), Ausscheidungen (2%), Nüssen (2%) oder
tierischen Toxinen (1%). Die Patienten wurden überwiegend mit neurologischen
Symptomen (56%), reduziertem Allgemeinzustand (39%) und Störungen des
Herz-Kreislauf-Systems oder Hydratationsstatus (26%) vorgestellt. Die
Überlebensrate betrug 97%. Die meisten Hunde wurden klinisch unauffällig (70%)
entlassen. Bei weiteren Überlebenden (18%) traten bis zum Entlassungszeitpunkt
keine offensichtlichen Komplikationen auf. Komplikationen in Verbindung mit der
Vergiftung (20,5%) beinhalteten Blutungen (4%), Leber- (4%) und Nierenschäden
(4%), respiratorische (3%) oder gastrointestinale (3%), kardiovaskuläre (3%) und
zentralnervöse (3%) Störungen oder klinisch relevante Hypoglykämien (0,3%).
Schlussfolgerung und klinische Relevanz In der vorliegenden Studie blieb
der ursächliche Giftstoff in vielen Fällen unerkannt. Bei den bekannten
Vergiftungen handelte es sich zumeist um Vergiftungen in Verbindung mit der
Aufnahme von Speiseresten. Neurologische Symptome waren am häufigsten. Im
Vergleich zu anderen Studien war die Überlebensrate (97%) hoch.