Affiliation:
1. Sanitätsversorgungszentrum Neubiberg, Neubiberg
Abstract
ZusammenfassungDie Entdeckung des Blutkreislaufs durch William Harvey im Jahr 1628 förderte experimentelle Versuche von Blutübertragungen. Über die Frage des zu transfundierenden Blutes gab es in der Folgezeit immer wieder wissenschaftliche Dispute. War das 17. Jahrhundert geprägt von der Überleitung unbehandelten Tierblutes, vertraten einige Ärzte ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Ansicht, ausschließlich defibriniertes Blut sei zu übertragen. Kurz vor Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wurden verschiedene Überlegungen zur militärmedizinischen Nutzung der Bluttransfusion diskutiert, die wiederum zu einer Renaissance der Tierbluttransfusion führten. Die Entdeckung der Blutgruppen durch Karl Landsteiner im Jahr 1901 gilt als Übergang zur serologischen Ära der Transfusion, auch wenn diese – aus heutiger Sicht – bahnbrechende Erkenntnis in der wissenschaftlichen Welt zunächst wenig Beachtung fand. Der Erste Weltkrieg mit seiner enormen Anzahl von Schwerstverwundeten förderte die Entwicklung der Transfusion nachhaltig. Während auf deutscher Seite anfangs die direkte Übertragung am verbreitetsten war, bestritten die alliierten Streitkräfte mit der Verwendung von konserviertem Zitratblut einen gänzlich anderen Weg. Mit der erstmaligen Bevorratung von Konserven unmittelbar in der Nähe des Kampfgeschehens im November 1917 war die Idee einer Blutbank geboren. Bewertet man die Blutübertragung während des Ersten Weltkriegs rückblickend aus ethischer Sicht, so bleibt festzustellen, dass sie heutigen medizinethischen Standards nicht standhält und in gewisser Weise Versuchen an Menschen gleichgesetzt werden kann.