Affiliation:
1. Klinik für Thoraxchirurgie, Florence-Nightingale-Krankenhaus, Akademisches Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland
2. Lungenklinik Köln-Merheim, Lehrstuhl für Thoraxchirurgie der privaten Universität Witten-Herdecke, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Köln, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungDurch den in Deutschland herrschenden demografischen Wandel verschiebt sich die Alterspyramide immer mehr nach oben. Als älter gilt laut WHO ein Mensch zwischen dem 61. und dem 75. Lebensjahr. Als alt werden Menschen ab 76 Jahren bezeichnet. Für die Beantwortung der Frage, ob und in welchem Ausmaß ein alter Patient aufgrund seiner Komorbiditäten thoraxchirurgisch operabel ist, gibt es bislang keine systematische Klassifizierung. In den meisten Fällen scheint für diese Entscheidung die Erfahrung und Einschätzung des Operateurs ausschlaggebend zu sein.
Patienten und Methoden Die Datenanalyse erfolgte im Zeitraum von 01. 2016–01. 2018 anhand der Daten des Deutschen Thoraxregisters (Projekt-ID:2017–03), das unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) aufgebaut wurde. Insgesamt wurden 1357 Patienten eingeschlossen, von denen 658 ein histologisch nachgewiesenes Lungenkarzinom im Stadium I-II hatten. Diese wurden in drei Gruppen unterteilt; Gruppe I (< 65 Jahre), Gruppe II (65– ≤ 75 Jahre) und Gruppe III (> 75 Jahre).Wir konnten zeigen, dass Gruppe III, die der > 75-jährigen Patienten, im Wesentlichen keine erhöhten postoperativen Komplikationsraten hatten (Alle = 48,00 %; Gr. I = 40,90 %; Gr. II=53,00%; Gr. III=52,90%) und sogar bei einigen speziellen Komplikationen besser abschnitt, als die Gruppe der 65 bis ≤ 75-jährigen Patienten. (z. B. postoperative Pneumonie Gruppe II = 19,20 %, Gruppe III = 12,90 %).Die Mortalität lag bei den Patienten der Gruppen I-III, die in Zentren des Deutschen Thoraxregisters operiert wurden (Alle=1,70%, Gr. I = 1,90%; Gr. II = 1,70%; Gr. III=1,30%), insgesamt niedriger als im bundesdeutschen Durchschnitt (Alle=1,99%; Gr. I = 1,23%; Gr. II = 2,18%; Gr. III=3,78%). Insbesondere die alten Patienten der Gruppe III wiesen hierbei den größten Unterschied auf.Weiterhin konnten wir feststellen, dass im Gegensatz zu anderen deutschen Zentren und Kliniken, der größte Teil der anatomischen Resektionen in den Zentren des Deutschen Thoraxregisters minimalinvasiv per VATS (Video-assisted Thoracoscopic Surgery) durchgeführt wurde.
Diskussion Auf Grundlage dieser Erhebungen stellte sich uns die Frage, ob die alten Patienten der Gruppe III (> 75jährigen) in Deutschland in der Regel einer leitliniengerechten Therapie zugeführt wurden. Zwar gibt es eine Selektion der Patienten in Gruppe III in den Zentren des Deutschen Thoraxregisters, dennoch ist unser Appell, dass nach Abwägung der individuellen Risiken und nach objektiven Kriterien auch diese Patientengruppe deutschlandweit der onkologischen Therapie der Wahl (Goldstandard) zugeführt werden sollte. Hierunter verstehen wir unbedingt die anatomische Resektion mit einem minimal invasiven Zugang per VATS. Das Risiko einer postoperativen Komplikation auf Grund des Alters darf nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage gegen eine Resektion sein.