Affiliation:
1. Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule
Hannover
2. Konsiliarlabor für Kryptokokkose und seltene Systemmykosen, Robert Koch
Institut, Berlin
3. Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule
Hannover
Abstract
ZusammenfassungEine 2-jährige Norwegische Waldkatze wurde aufgrund von bilateralem, eitrigem
Nasenausfluss und Stertor vorgestellt. Eine Computertomografie (CT) des Kopfes
zeigte eine intranasale Masse der linken Nasenhöhle, die sich bis hinter die
Tubenöffnungen erstreckte und den Nasenrachen vollständig verlegte. Die
Rhinoskopie bestätigte eine rosafarbene, speckige Masse. In der CT zeigten sich
beide Kompartimente des rechten Mittelohres mit weichteilisodensem Material
gefüllt. Die knöcherne Umrandung des Mittelohres war nicht verändert. Nach
endoskopisch gestützter Eröffnung des Trommelfells (Tympanozentese) erwies sich
die Füllung in dem einsehbaren, dorsolateralen Kompartiment neben weißlichem,
hochviskosem Sekret als klassisches polypöses Gewebe. Es wurde der Verdacht
einer sekundären Otitis media aufgrund einer Abflussstörung geäußert.Mit einem endoskopisch-interventionellem Zugang durch das Nasenloch wurde die
nasopharyngeale Masse für die histopathologische Untersuchung sowie zur
Wiederherstellung des nasalen Atemweges und zur Ermöglichung der Tubendrainage
abgetragen. Im Gegensatz zu Katzen mit klassischen, malignen Neoplasien der
Nasenhöhle zeigten sich bei dem Kater mehrere Ansatzpunkte der Zubildung und
mehrere wellenförmige Erhebungen bilateral in der nasopharyngealen
Schleimhaut.Die zytologische und histopathologische Untersuchung identifizierte die Masse als
Pilzgranulom im Rahmen einer in Deutschland nur selten beobachteten
Kryptokokken-Infektion. Die molekulargenetische Analyse bestätigte eine
Infektion mit Cryptococcus neoformans var. grubii.Ein einmaliges intranasales und nasopharyngeales endoskopisches Débridement hatte
innerhalb von 14 Tagen zu einer deutlichen Verbesserung der klinischen Befunde
und einer vollständigen Ausheilung des rechten Mittelohres (inklusive des
Trommelfells) geführt, jedoch nicht zu einer vollständigen Heilung der
Erkrankung. Der Kater wurde deshalb nach Erhalt des
Cryptococcus-positiven Befundes über mehrere Wochen mit oraler
Itraconazol-Lösung therapiert.Der Fallbericht zeigt, dass auch in Deutschland die Kryptokokkose bei Katzen
vorkommen kann. In der Endoskopie zeigt sich eine nasopharyngeale Masse mit
multiplen Ansatzpunkten, was für eine Neoplasie untypisch ist. Für eine Therapie
ist neben der empfohlenen Entfernung der Masse nach aktuellem Wissensstand die
orale Gabe von systemischen Antimykotika dringend anzuraten.