Affiliation:
1. Medizinische Fakultät, Klinisches Institut für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum
Düsseldorf
2. Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und
Psychoonkologie (IPMPP), Universitätsklinikum Jena
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie Depressive Erkrankungen zählen zu den
häufigsten psychischen Symptombildern. Bei insgesamt
bestätigter Wirksamkeit stationärer und ambulanter
Psychotherapie werden in der Literatur verschiedene Verlaufsmuster in der
Behandlung depressionstypischer Symptome beschrieben. Ziel der vorliegenden
Studie war es, typische Langzeitverläufe stationärer,
tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie depressiver Erkrankungen zu
identifizieren. Ferner sollten Prädiktoren für
unterschiedliche Verläufe ermittelt werden, um möglichst
früh Non-Responder zu erkennen und Behandlungsangebote differenziert
modifizieren zu können.
Methode Die Daten der naturalistischen Multizenterstudie STOP-D wurden
in 15 bundesdeutschen Psychosomatischen Klinikabteilungen mit primär
tiefenpsychologisch fundiertem Behandlungskonzept erhoben. Die Stichprobe
umfasste N=432 Patientinnen (Frauen, Alter 25–45 Jahren) mit
depressionstypischer Beeinträchtigung. Die Langzeitverläufe
wurden mittels Latent State Modell und einer Latent Class Analysis
identifiziert, potentielle Verlaufsprädiktoren wurden
regressionsanalytisch modelliert.
Ergebnisse Es wurde 3 Langzeitverläufe identifiziert:
Patientinnen, welche in bedeutendem Maße von der Behandlung
profitierten und deren Symptomrückgang sich auch in einer
6-Monats-Katamnese stabil zeigte (Responder, 76,9%), Patientinnen
ohne bedeutsamen Symptomrückgang während der Behandlung und
in der Katamnese (Non-Responder, 18,8%) sowie Patientinnen mit
signifikantem Symptomrückgang und Anstieg der Symptomatik im
Katamnesezeitraum (Rückfällige, 4,4%).
Prädiktor für den Langzeitverlauf der
Rückfälligen war die Ausprägung depressiver Symptome
zu Behandlungsbeginn. Non-Responder unterschieden sich gegenüber
Respondern durch häufigere psychosomatische Vorbehandlungen.
Diskussion Zukünftige Untersuchungen sollten u. a. bei
Rückfälligen prüfen, ob Rückfälle
durch die Symptomatik, die Behandlung oder das soziale Umfeld des Patienten
erklärt werden können. Bei Non-Respondern stellt sich vor
dem Hintergrund häufigerer, bereits wenig erfolgreicher
Vorbehandlungen die Frage, ob für diese Patienten ein anderes oder
modifiziertes Therapieangebot erwogen werden sollte.
Schlussfolgerung In der Literatur berichtete Langzeitverläufe
lassen sich teilweise bestätigen. Auch festigen sich Hinweise auf
einen Einfluss der initialen Belastungsschwere depressionstypischer
Symptomlast auf das Behandlungsergebnis im Verlauf. Zu untersuchen
wäre, wie Behandlungssettings entsprechend modifiziert werden
können.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology
Reference45 articles.
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