Author:
Beckmann Gero,Bocklet Bad
Abstract
ZusammenfassungHarnwegsinfektionen (HWI) repräsentieren eine der bedeutendsten
bakteriellen Infektionen in der ärztlichen Praxis. HWI betreffen
hauptsächlich Frauen sowie in geringerem Ausmaß kleine Jungen
und betagtere Männer. Basierend auf nationalen und internationalen
Studien ist davon auszugehen, dass mindestens jede 3. Frau eine oder mehrere HWI
im Laufe ihres Lebens erleidet und jede 10. Frau sogar mindestens einmal
jährlich betroffen ist. In über 80% der Fälle
gehen die Beschwerden auf eine Infektion der Blase (Zystitis) zurück.
Blasenentzündungen sind damit die häufigste Form der HWI. Die
meisten dieser Infektionen gelten zwar als unkompliziert, gehen aber mit einem
hohen Leidensdruck einher.Jede vierte Frau leidet unter rezidivierenden Harnwegsinfektionen (rHWI). In
diesen Fällen entziehen sich die Keime häufig durch Bildung von
Biofilmen oder Internalisierung in die Blasenwand der meist antibiotischen
Therapie und es kommt zu einem späteren Aufflammen des Infekts.Insbesondere bei der Therapie von unkomplizierten HWI kam es in den letzten
Jahren zu einem Paradigmenwechsel. Zunehmende Resistenzentwicklung uropathogener
Erreger, neuere Erkenntnisse zur Auswirkung antibakterieller Therapien auf das
intestinale Mikrobiom und Anforderungen des „antibiotic
stewardship“ führten zum Umdenken der früher
häufig verordneten sofortigen antibiotischen Therapie. Dies hat sich
auch in den Handlungsempfehlungen der ärztlichen Leitlinien
niedergeschlagen. So betont die aktuelle S3-Leitlinie, dass es bei der Therapie
der unkomplizierten Zystitis bei Erwachsenen im Wesentlichen darum gehe, die
klinischen Symptome rascher zum Abklingen zu bringen und dass bei Patientinnen
mit leichten bis mittleren Beschwerden eine rein symptomatische Therapie erwogen
werden könne. Gerade bei solchen unkomplizierten Infektionen
können multimodal wirksame Pflanzeninhaltsstoffe sowohl den
zugrundeliegenden Bakterien als auch der unangenehmen Symptomatik entgegenwirken
und zur Reduktion von Antibiotikaresistenzen beitragen.Auch bei rHWI werden inzwischen im Rahmen einer Stufentherapie Phytotherapeutika
vor der antibiotischen Langzeitprophylaxe empfohlen und als pflanzliche
Behandlungsmöglichkeit der Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich
befürwortet.
Subject
Complementary and alternative medicine,Pharmacology