Affiliation:
1. Klinik für Urologie, Ev. Krankenhaus Witten gGmbh, Witten, Germany
2. Lehrstuhl für Geriatrie, Universitat Witten/Herdecke Department fur Humanmedizin, Witten, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Einleitung Die im Moment favorisierte Entstehungstheorie der
Interstitiellen Zystitis/Blasenschmerzsyndrom (IC/BPS) stellt einen Defekt der das Urothel vor
Urinbestandteilen isolierenden Glycosaminoclycan-Schicht in den Vordergrund. Diese
Polysaccharid-Schicht kann durch eine orale Therapie mit dem Heparinoid Pentosanpolysulfat
(PPS) restituiert werden. Die Historie der Substanz, ihre Wirksamkeit, Bewertung in Leitlinien
und besonders die fraglichen Zusammenhänge mit einer Makulopathie sollen im Folgenden
vorgestellt werden.
Methodik Literaturrecherche in PubMed und Embase
Ergebnisse PPS besitzt eine US-amerikanische und europaweite
Zulassung zur Therapie der IC – zumeist geknüpft an den Nachweis von Glomerulationen oder
einem sog. Hunner-Ulcus in der Distensionszystoskopie. In randomisierten Zulassungsstudien
wurde die Wirksamkeit belegt. Dies führte zu einer Empfehlung als Basistherapeutikum der IC
neben verhaltensmodulierenden, diätetischen und medikamentös-flankierenden Maßnahmen wie z. B.
einer Schmerztherapie. Nach einer sechsmonatigen Therapie soll eine Reevaluation erfolgen. Zu
den Nebenwirkungen gehören der mild blutverdünnende Effekt, Übelkeit und Haarausfall. 2
Publikationen einer amerikanischen Augenklinik postulierten jüngst einen Zusammenhang einer
langjährigen, hoch dosierten Therapie mit einer bestimmten Form der retinalen Makulopathie.
Dieser Zusammenhang wurde in unabhängigen Registerstudien inzwischen widerlegt, führte aber
per Rote-Hand-Brief zu einem entsprechenden Warnhinweis in Deutschland. Aufgrund eines
Rechtsstreites zwischen den Kostenträgern und dem Hersteller über die Erstattung ist PPS in
Deutschland inselartig außer Handel, jedoch weiter verordnungsfähig und kann aus dem
europäischen Ausland reimportiert werden. Die Kosten schlagen in Deutschland mit rund 20 Euro
Tagestherapiekosten zu Buche. Dieser Umstand und viele Missverständnisse über die
Verordnungsmodalitäten haben bedauerlicherweise zu einer Verstärkung der schon bestehenden
Unterversorgung von IC-Patienten geführt. Es steht zu befürchten, dass mit zunehmender
Zeitdauer des laufenden Rechtsstreites diese Unterversorgung noch zunehmen wird.
Fazit Als einzige kausal wirkende orale Therapieform der IC
besitzt PPS einen besonderen Stellenwert. Allen Besonderheiten bzgl. der
Verordnungsmodalitäten und dem strittigen Zusammenhang mit einer möglichen Makulopathie zum
Trotz darf PPS Betroffenen nicht vorenthalten werden.
Cited by
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