Affiliation:
1. Referenzzentrum Mammografie Nord, Oldenburg
2. Epidemiologisches Krebsregister Niedersachsen (EKN), Registerstelle Oldenburg
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Mammakarzinome, die bei Teilnehmerinnen des Mammografie-Screening-Programms (MSP) detektiert werden, zeigen auch unter Berücksichtigung der Intervallkarzinome eine günstigere Verteilung der klassischen Prognosefaktoren und des Hormon-Rezeptor-Status im Vergleich zu Karzinomen bei Nichtteilnehmerinnen. Mit dieser Studie sollen erstmals bevölkerungsbezogene Aussagen zur Verteilung der intrinsischen Subtypen unter Einbeziehung des Ki-67-Proliferationsindexes für Teilnehmerinnen und Nichtteilnehmerinnen des MSP vorgelegt werden. Ergänzend wird darüber hinaus untersucht, in welchem Ausmaß der Ki-67-Index mit den tumorbiologischen Eigenschaften assoziiert ist.
Methodik In der retrospektiven Beobachtungsstudie kommen die bevölkerungsbezogenen Daten des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen (EKN) für das Diagnosejahr (DJ) 2014 zur Auswertung. 1115 Mammakarzinome (ICD-10 C50 + D05 ohne D05.0) der 50–69-jährigen Frauen mit Wohnort in den Regionen der Screening-Einheiten Hannover und Niedersachsen-Nordwest (n = 285 634 2-jährlich anspruchsberechtigte Frauen) werden in die Studie einbezogen. Die Gruppe der Teilnehmerinnen umfasst sowohl Screening-Fälle als auch Intervallkarzinome, die bis 24 Monate nach unauffälligem Screening auftraten. Als Tumore der Nichtteilnehmerinnen gelten alle Mammakarzinome, die keiner Screening-Teilnehmerin zugeordnet werden konnten.
Ergebnisse Für invasive Tumoren (n = 953) zeigt sich, dass Tumore von Teilnehmerinnen – auch unter Einbeziehung der Intervallkarzinome – im Vergleich zu Nichtteilnehmerinnen häufiger in einem kleineren T-Stadium (T1) und ohne regionäre Lymphknotenmetastasen (N0) befundet werden (jeweils p < 0,0001), häufiger HER2-negativ sind (p = 0,0336) und einen niedrigeren Ki-67-Proliferationsindex aufweisen (p < 0,0003). Lediglich für das Grading zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (p = 0,1718); dies ist auf die Intervallkarzinome zurückzuführen, die eher mit Tumoren der Nichtteilnehmerinnen vergleichbar sind. Die Unterschiede zwischen Teilnehmerinnen und Nichtteilnehmerinnen zeigen sich auch in der Verteilung der intrinsischen Subtypen (p < 0,0003): Besonders deutlich sind diese in der Kategorie Luminal A (38,4 vs. 26,7 %); aber auch die Kategorien Luminal A oder B (26,7 vs. 22,1 %), Luminal B (21,1 vs. 30,6 %), HER-2 positiv (5,1 vs. 7,8 %) und triple-negativ (8,8 vs. 12,8 %) sind unterschiedlich stark vertreten. Ki-67 ist sowohl bei Teilnehmerinnen als auch bei Nichtteilnehmerinnen mit allen Prognosefaktoren assoziiert; besonders ausgeprägt ist die Assoziation mit dem Grading (p < 0,0001).
Diskussion Für Mammakarzinome des Luminal-A-Subtyps kann nach aktuellen Empfehlungen der S3-Leitlinie überwiegend auf eine Chemotherapie verzichtet werden. In der Annahme einer leitliniengerechten Therapie dürfte die Gesamtgruppe der Teilnehmerinnen (inklusive derer mit Intervallkarzinomen) somit deutlich häufiger eine schonendere Therapie erfahren haben als die Gruppe der Nichtteilnehmerinnen. Die Analysen zu Ki-67 weisen für beide Gruppen darauf hin, dass der Proliferationsindex ein Prognosefaktor ist, der jedoch nicht unabhängig ist.