Affiliation:
1. Klinik für Dermatologie und Phlebologie, Vivantes Klinikum im
Friedrichshain, Berlin, Deutschland
2. Onkologisches Versorgungszentrum Friedrichshain, Berlin,
Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI), BRAF- und MEK-Inhibitoren
haben die Prognose von Patienten mit metastasiertem malignem Melanom
entscheidend verbessert. Nichtsdestotrotz spricht ein erheblicher Prozentsatz
nicht oder nur vorübergehend auf diese modernen Therapien an.
Insbesondere bei Patienten mit BRAF-Wildtyp-Melanom sind die Therapieoptionen
nach Versagen von ICI limitiert.
Kasuistik Eine 24-jährige Patientin stellte sich im Dezember 2015
mit einem akrolentiginösen malignen Melanom am linken Fußballen
im Tumorstadium IIB (pT4a, pN0, cM0, Infiltrationstiefe 7,95 mm,
BRAF-V600-Wildtyp) vor, das leitliniengerecht operativ versorgt und für
18 Monate adjuvant mit Interferon-alpha behandelt wurde. Nach Diagnose von zwei
Lymphknotenmetastasen links inguinal und radikaler Lymphknotendissektion erhielt
die Patientin für 12 Monate eine adjuvante Therapie mit Nivolumab. Nach
einem 10-monatigen tumorfreien Intervall ohne Therapie erbrachte das Staging
eine paraaortale Lymphknotenmetastase. Gemäß
Tumorkonferenz-Beschluss wurde bei nunmehr vorliegendem Stadium IV eine
Immunkombinationstherapie mit Nivolumab und Ipilimumab begonnen, die nach 2
Gaben aufgrund einer Autoimmunkolitis und -hepatitis Grad 3 beendet und auf eine
Nivolumab-Monotherapie umgestellt wurde. Bei erneutem Tumorprogress auch nach
Metastasenresektion und fehlender Möglichkeit einer Studienteilnahme
wurde eine palliative Chemotherapie mit Dacarbazin
850 mg/m2 alle 3 Wochen eingeleitet. Hiermit
ließ sich nach 4 Zyklen eine partielle Remission und nach 10 Zyklen eine
Komplettremission erzielen, die nunmehr seit 10 Monaten ohne Therapie
anhält.
Diskussion Es gibt Hinweise darauf, dass die Effektivität einer
Chemotherapie nach vorangegangener Immuncheckpoint-Inhibition höher ist
als ohne diese Vortherapie, möglicherweise durch einen
immunmodulatorischen Effekt der Chemotherapie, der synergistisch mit einer
Immunaktivierung durch ICI wirkt. Bisher liegen nur wenige Studien zu dieser
Therapiesequenz beim Melanom vor, bei denen es sich ausschließlich um
retrospektive Analysen handelt. Diese weisen auf einen klinischen Nutzen der
Therapiesequenz hin, wenngleich die Evidenz hierfür sehr gering ist. Die
meisten Patienten, die nach einer Vortherapie mit ICI auf Dacarbazin oder andere
Chemotherapien ansprechen, erreichen eine partielle Remission. Anhaltende
Komplettremissionen wie bei unserer Patientin sind eine Rarität.