Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungNeuroendokrine Neoplasien (NEN) sind seltene, heterogene und typischerweise langsam wachsende Tumoren. Die häufigsten Lokalisationen finden sich im gastro-entero-pankreatischen System
(GEP-NEN). NENs werden nach proliferativer Aktivität (Ki-67-Index) eingeteilt (G1–3). Gut differenzierte Tumoren exprimieren dabei typischerweise Somatostatinrezeptoren (SSTR), die als
Zielstruktur in der nuklearmedizinischen Theranostik dienen. Bei diesem Prinzip kann nach einer diagnostischen molekularen Bildgebung, meist mittels
Positronenemissionstomografie/Computertomografie (PET/CT), eine individuell zugeschnittene Peptidradiorezeptortherapie (PRRT) mit einem β-Strahler-markierten Radiopharmakon erfolgen. In
Metaanalysen zeigte die Diagnostik mittels SSTR-gerichteter PET/CT eine Sensitivität von 93% und eine Spezifität von 96%. Die SSTR-gerichtete Diagnostik kann auch zur radioaktiven Markierung
von Tumoren verwendet werden, um eine zielgerichtete Chirurgie zu ermöglichen. Die Indikation zur Einleitung einer PRRT soll stets in einer interdisziplinären Tumorkonferenz getroffen
werden. Ein Tumorprogress unter der vorangegangenen Therapie sollte dokumentiert sein. Die Therapie wird intravenös und insgesamt 4-mal in 8-wöchigem Abstand in spezialisierten
nuklearmedizinischen Zentren verabreicht. Die Wirksamkeit der PRRT wurde in der NETTER-1-Studie prospektiv untersucht und konnte eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien
Überlebens (primärer Endpunkt) zeigen. Ausgehend von diesen Studienergebnissen steht mit Lutathera (177Lu-DOTATATE) inzwischen ein in Deutschland zugelassenes Radiopharmazeutikum zu
Behandlung von nicht resektablen oder metastasierten bzw. progredienten, gut differenzierten (G1 und G2), SSTR-positiven GEP-NEN zur Verfügung.