Affiliation:
1. Dermatologie, Universitätsklinikum Würzburg,
Würzburg, Germany
Abstract
ZusammenfassungDiese Arbeit gibt eine Übersicht über die Gruppe blasenbildender
Autoimmundermatosen und stellt deren wichtigste Vertreter, das bullöse
Pemphigoid, den Pemphigus vulgaris sowie den Pemphigus foliaceus, vor. Die
häufigste der insgesamt seltenen blasenbildenden Autoimmundermatosen ist
das bullöse Pemphigoid (BP). Es betrifft vor allem Patienten jenseits
des 60. Lebensjahrs. Charakterisiert ist es typischerweise durch das Auftreten
praller Blasen, die mit einem heftigen Juckreiz einhergehen. Ein
längeres, sogenanntes prämonitorisches Stadium ohne
Blasenbildung ist nicht ungewöhnlich. Es gibt außerdem Varianten
mit anderem Erscheinungsbild wie das lokalisierte BP. Der diagnostische
Goldstandard ist die direkte Immunfluoreszenzmikroskopie einer
periläsional entnommenen Hautbiopsie, welche lineare Ablagerungen von
IgG und C3 an der Basalmembran zeigt. Vervollständigt wird die
Diagnostik durch die indirekte Immunfluoreszenzmikroskopie sowie
weiterführende ELISA-Untersuchungen, mittels derer zirkulierende
Autoantikörper im Patientenserum nachgewiesen werden können. Das
wichtigste Zielantigen ist BP180, ein hemidesmosomales, von Keratinozyten
exprimiertes Protein. Ergänzend kann eine histopathologische
Untersuchung erfolgen, die allerdings nur Hinweise zur Spaltebene und zum (meist
Eosinophilen-dominierten) Infiltratmuster geben kann und alleine nicht zur
Diagnosestellung ausreicht. Die Pathogenese des BP ist Gegenstand der
wissenschaftlichen Diskussion. Medikamente wie Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren
können Auslöser sein; Assoziationen zu neurologischen
Erkrankungen finden sich häufig. Entsprechend aktueller Leitlinien wird
das BP mit topischen bzw. systemischen Glukokortikoiden ggf. in Kombination mit
Doxyzyklin, Dapson oder einem Immunsuppressivum behandelt. Bei Therapieresistenz
werden intravenöse Immunglobuline oder der anti-CD-20-Antikörper
Rituximab eingesetzt. Aufgrund einer vergleichsweise hohen Mortalität
bedingt durch Patientenalter und iatrogener Immunsuppression werden neue
Therapieansätze gesucht. Fallserien, Kohortenanalysen und Phase
1-/2-Studien mit anti-IgE-Antikörpern und Inhibitoren der
eosinophilen Granulozyten sowie des Komplementsystems zeigen teils
vielversprechende Effekte. Die wichtigsten Vertreter der Pemphiguserkrankungen
sind der Pemphigus vulgaris (PV), der Pemphigus foliaceus (PF) und der sehr
seltene paraneoplastische Pemphigus (PNP). Klinisch präsentiert sich der
PV mit meist enoralen Schleimhauterosionen und teilweise zusätzlichen
Erosionen an der freien Haut. Der PF manifestiert sich nur an der freien Haut.
Wie beim BP wird die Diagnose mittels direkter Immunfluoreszenzmikroskopie
gestellt, welche beim PV und PF netzförmige Ablagerungen von IgG und C3
innerhalb der Epidermis zeigt. Die häufigsten Zielantigene sind die
Desmogleine 1 und 3. Genetische Prädispositionen für den PV und
PF sind bekannt und Grund für eine global unterschiedliche
Häufigkeit. Der PNP ist immer mit einer malignen Erkrankung assoziiert
und von einem progredienten Verlauf mit hoher Mortalität
geprägt. Therapeutisch erfordern die Pemphiguserkankungen oft
aggressivere Ansätze als das BP. Neben systemischen Glukokortikoiden und
Immunsuppressiva wird für den PV und PF der
anti-CD-20-Antikörper Rituximab empfohlen. Neue Therapieansätze
sind die Hemmung der Bruton-Tyrosinkinase sowie des neonatalen Fc-Rezeptors
(FcRN). In einer Phase 2-Studie zeigte Efgartigimod, ein Antagonist des FcRN,
eine hohe Therapieeffektivität für Patienten mit PV und PF.