Affiliation:
1. Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie,
Universität zu Lübeck
2. Dezernat Reha-Wissenschaften , Deutsche Rentenversicherung Bund,
Berlin
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie Onkologische Erkrankungen gehen mit vielfältigen
körperlichen, psychosozialen und beruflichen Belastungen einher, die die
berufliche Teilhabe gefährden und mit rehabilitativen Interventionen
gezielt adressiert werden müssen. Für Personen, die aufgrund
einer onkologischen Erkrankung eine Rehabilitation in Trägerschaft der
Deutschen Rentenversicherung (DRV) absolvierten, soll ermittelt werden, (a)
welche sozialmedizinischen Risiken im Vorfeld der Rehabilitation bestehen, (b)
wie gut die berufliche Teilhabe im Anschluss gelingt und (c) welche
Informationen mit der beruflichen Teilhabe assoziiert sind.
Methodik Die Fragen wurden anhand der Reha-Statistik-Datenbasis der DRV
beantwortet. Eingeschlossen wurden Rehabilitand*innen, die in 2017 eine
medizinische Rehabilitation aufgrund einer onkologischen Erkrankung
abgeschlossen hatten. Die Analysen wurden für die Gesamtgruppe sowie
differenziert nach den Diagnosegruppen Bösartige Neubildungen (BN) der
Brustdrüse, der Prostata, des Darms und der Lunge durchgeführt.
Berufliche Teilhabe wurde sowohl über eine monatliche Zustandsvariable
bis 24 Monate nach der Rehabilitation als auch als Quote aller Personen, die
nach 12 respektive 24 Monaten im Erhebungsmonat und den 3 vorhergehenden Monaten
sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, operationalisiert.
Für die Analyse der Einflussfaktoren auf stabile berufliche Teilhabe
wurden multiple logistische Regressionsmodelle mit schrittweisem Einschluss,
getrennt für die Quoten nach 12 und 24 Monaten für Frauen und
Männer, berechnet.
Ergebnisse Die Analyse berücksichtigt 63.587 Datensätze
(darunter BN der Brustdrüse: n=20.545, 32%; Prostata:
n=6.434, 10%; Darm: n=4.727, 7%; Lunge:
n=2.866, 5%). Die Anteile an Rehabilitand*innen mit
Fehlzeiten von sechs und mehr Monaten im Jahr vor der Rehabilitation waren
55% (Lunge), 49% (Darm), 46% (Brustdrüse) und
13% (Prostata). Zwei Jahre nach der Rehabilitation lagen die
Rückkehrquoten in Arbeit bei 66% (Brustdrüse),
54% (Prostata), 50% (Darm) und 24% (Lunge). Die
stärksten Einflussfaktoren auf stabile berufliche Teilhabe waren die
Fehlzeiten und das Entgelt vor Rehabilitation sowie das Alter.
Schlussfolgerungen Zwei Jahre nach an einer onkologischen Rehabilitation
befinden sich 5 bis 6 von 10 Betroffenen in stabiler beruflicher Teilhabe.
Relevante Einflussfaktoren auf die Entwicklung sind die
Arbeitsunfähigkeit und Entgelthöhe im Vorfeld der onkologischen
Rehabilitation. Die Ergebnisse legen eine stärkere Ergänzung der
onkologischen Rehabilitation um arbeitsbezogene Aspekte und eine begleitende
Unterstützung von Rehabilitand*innen insbesondere im ersten Jahr
nach Abschluss der Rehabilitation nahe.